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Behandlung der Neurodermitis mit Harnstoff, Gerbstoffen, Teerpräparaten und anderen Wirkstoffen

Die Behandlung der Neurodermitis orientiert sich an den Beschwerden, die die Erkrankung verursacht. Im Vordergrund der Therapie steht daher das Lindern des Juckreizes und das Unterbrechen der Entzündungsvorgänge in der Haut. Weitere wichtige Faktoren sind die Fettung der Haut und das Steigern des Feuchtigkeitsgehaltes der obersten Hautschichten.

Viele pflegende Cremes enthalten Harnstoff (Urea), einen natürliche, körpereigene Substanz, die den Wasseranteil in der obersten Hautschicht erhöht und somit die Hautflexibilität normalisiert. Die natürliche Hautbarriere wird wiederhergestellt, infolge des geringeren Juckreizes kommt es nicht zu Kratzverletzungen der Haut und somit nicht zum Eindringen von Erregern, die ihrerseits wieder Entzündungsvorgänge auslösen würden. Harnstoff wird in der Behandlung der Neurodermitis vor allem in den Konzentrationen 5% und 10% eingesetzt. Bei Kindern sollten harnstoffhaltige Präparate bis zum Alter von ca. 5 Jahren jedoch nur vorsichtig und in Konzentrationen von 2-3% eingesetzt werden, da Urea auf der jungen Haut ein brennendes Gefühl hinterlassen kann.

Als weiterer juckreizlindernder Zusatz wird häufig Polidocanol eingesetzt. Der hautoberflächenbetäubende Effekt des Polidocanols hält für ca. 4 Stunden an. Polidocanol wird in Rezepturen und Fertigpräparaten oft zusammen mit Harnstoff eingesetzt.

Gerbstoffe werden im Kindesalter wegen ihrer guten Verträglichkeit gerne bei leichten Formen der Neurodermitis oder als unterstützende Maßnahme auch bei schweren Verläufen der Erkrankung eingesetzt. Sie wirken antientzündlich, leicht juckreizlindernd und regulieren den Wasserhaushalt der Haut. Gerbstoffe stehen als synthetisch hergestellte Fertigpräparate in verschiedenen Grundlagen zur Verfügung (Handelspräparate z.B. Tannolact Lösung, Lotion, Creme, Salbe, Puder).

Die Phytopharmaka (pflanzliche Präparate) umfassen antientzündliche Wirkstoffe wie Kamille und Echinacea sowie pflanzliche Gerbstoffe wie Hamamelis virginiana. Die antientzündlichen pflanzlichen Präparate haben im Vergleich zu anderen äußerlich anzuwendenden Substanzen nur eine geringe Wirksamkeit. Als homöopathisches äußerlich anzuwendendes Präparat ist der Wirkstoff Cardiospermum halicacabum (deutsche Bezeichnung Ballonrebe, Herzsame) als Fertigpräparat erhältlich (Handelspräparat Halicar).

Die ätherischen Öle Campher und Menthol sowie das Capsaicin finden bei der Bekämpfung von Juckreiz Verwendung. Capsaicin ist ein Reizstoff aus der Paprika/Pfefferschote, der bei chronischen juckenden Hautveränderungen den Juckkreislauf durchbrechen kann. Im akuten Ekzem wird er jedoch zumeist nicht vertragen. Menthol ist zwar juckreizlindernd, jedoch wegen möglicher Unverträglichkeiten nicht für den Einsatz im Kindesalter geeignet.

Teerzubereitungen zeichnen sich durch eine antientzündliche, antimikrobielle (bakterienabtötende) und juckreizlindernde Wirkung aus. Der etwas unangenehme Geruch und eine mögliche Verfärbung der Wäsche haben die Teerpräparate etwas zurückgedrängt. Bei einigen Teerpräparaten besteht der Verdacht auf eine krebserzeugende Wirkung, insbesondere in Zusammenwirkung mit UV-Licht (Sonnenlicht, Sonnenbank, medizinische UV-Therapie). Sulfonierte Schieferöle (Leukichtol, Ichthyol, Tumenol) sowie Steinkohlenteer (Pix lithanthracis) und Steinkohlenteer-Lösung (Liquor carbonis detergens) finden jedoch weiterhin ihre Anwendung.

Bufexamac ist ebenfalls ein antientzündlicher Wirkstoff, der hinsichtlich seiner Wirkung jedoch schwächer einzustufen ist als ein Kortison der Klasse I. Aufgrund der relativ häufigen schweren Kontaktallergien sind bufexamac-haltige Cremes in Deutschland nicht mehr zugelassen..

Das Bakterium Staphylococcus aureus ist ein möglicher Provokationsfaktor der Neurodermitis, vor allem im Kindesalter. Der therapeutische Zweck antibakterieller Zusätze ist daher vor allem die Ausschaltung von Entzündungen mit diesem Erreger. Antiseptika wie Chlorhexidin und Triclosan oder Antibiotika wie z.B. Fusidinsäure oder Erythromycin können Pflegecremes oder Kortisonzubereitungen beigemischt werden. Aufgrund des geringeren Allergierisikos und der selteneren Resistenzentwicklung sind die Antiseptika den Antibiotika jedoch vorzuziehen.

Für viele Farbstoffe, die in der Vergangenheit breiten Einsatz fanden, liegen heute negative Testergebnisse vor, die ein Ausweichen auf modernere Substanzen empfehlen. Für bakteriell entzündete Ekzemherde stellen einige Farbstoffe wie z.B. Gentianaviolett jedoch weiterhin eine sehr gute Lösung dar.

Im Gesicht-Hals-Bereich kommt bei älteren Kindern und Erwachsenen auch eine Vermehrung des Hefepilzes Pityrosporon ovale, einem eigentlich harmlosen normalen Besiedlungskeim der Haut, als Triggerfaktor einer Neurodermitis in Betracht. Die Anwendung Antipilzmittel-haltiger Shampoos oder Cremes kann in diesen Fällen eine Verbesserung des Hautzustandes erreichen, die mit der Wirkung eines leichten Kortisonpräparates vergleichbar ist. Im Lippenbereich gibt es typische Neurodermitisherde durch den Feuchtigkeitskontakt bei häufigem Lecken. Im Mundwinkel kann es dann zu Einrissen der trockenen Haut kommen. Hierdurch ergeben sich Eintrittspforten für Hefepilze, die oft auf der Zungenschleimhaut zu finden sind. Zum Aufspüren von Hefepilzen kann der Arzt eine Pilzkultur anlegen. Hierzu wird auf einem Närboden in einer Petrischale ein Abdruck der Zunge genommen. In der Behandlung haben sich Antipilzmittel-haltige Pasten im Lippenbereich bzw. Lutschtabletten oder Mundgele im Mundbereich bewährt.

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