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Bericht von der 43. DDG-Tagung in Dresden, Teil 2

9. Mai 2005 - Dr. Jens Meyer

Hengge Neuer Wirkstoff Pimecrolimus bremst Neurodermitis aus – schnell und langfristig.

(Dresden, 21.4.2005) Die Behandlung von Neurodermitis stelle für viele Ärzte eine echte Herausforderung dar, gelinge es bisher doch nur selten, die Patienten dauerhaft von Juckreiz und Hautrötungen zu befreien. Mit der neuen Wirkstoffklasse der Calcineurinhemmer sei das anders: "Erstmals ist es möglich, den Krankheitsverlauf nachhaltig positiv zu beeinflussen", erklärte Prof. Ulrich Hengge vom Universitätshautklinikum Düsseldorf während einer Pressekonferenz im Rahmen der 43. DDG-Tagung in Dresden. "Frühzeitig bei ersten Symptomen eingesetzt, werden Krankheitsschübe verhindert und schubfreie Phasen verlängert; der Patient gewinnt die Kontrolle über die Erkrankung. Damit sind Pimecrolimus und das chemisch verwandte Tacrolimus, die sogenannten selektiven Calcineurinhemmer, die erste wirkliche Innovation in der Neurodermitistherapie seit 50 Jahren." Neue Untersuchungen an Fallserien haben ergeben, dass der kortisonfreie Wirkstoff nicht nur bei Neurodermitis, sondern auch bei anderen Hautleiden wie Lichen sclerosus (sklerosierende Entzündung im Genitalbereich), Psoriasis (Schuppenflechte) oder Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) erfolgreich eingesetzt werden könne.

Mit über drei Millionen Patienten und jährlich mehr als 100.000 Neuerkrankungen hat sich das atopische Ekzem (Neurodermitis) in Deutschland längst zu einer Volkskrankheit entwickelt. Das chronisch-entzündliche Geschehen mit geröteter, schuppender Haut und starkem Juckreiz beginnt oft schon im Säuglingsalter und begleitet viele Menschen ihr ganzes Leben. Die genauen Erkrankungsursachen sind noch nicht geklärt, liegen jedoch in einem Zusammenspiel aus erblicher Veranlagung und einer Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Umwelteinflüsse begründet. Bisher wird Neurodermitis im akuten Schub mit Kortison behandelt. Prof. Hengge: "Dadurch bessert sich zwar das Krankheitsbild kurzfristig. Doch es kommt bei längerer Anwendung zu Kortison-Nebenwirkungen an der Haut wie zusätzlichen Äderchen und Verdünnung (Atrophie) der Haut. Eine lang anhaltende Beeinflussung des Krankheitsverlaufs wird durch Kortikosteroide nicht erreicht. Letztendlich wird das Leben des Patienten von der Krankheit kontrolliert."

Die Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus wurden speziell für die Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen entwickelt. Sie verhindern die durch das Immunsystem verursachte überschießende Entzündungsreaktion der Haut, ohne die Abwehrkräfte des Gesamtorganismus zu beeinträchtigen. In der Haut sitzen Zellen des Immunsystems, die so genannten T-Zellen. Bei einer allergischen Reaktion produzieren T-Zellen mit Hilfe des Enzyms Calcineurin entzündungsauslösende und -fördernde Botenstoffe, die Zytokine. Diese Zytokine wie Interleukin 2 oder Interferon gamma lösen eine Reaktionskette aus, die in einen akuten Schub aus Juckreiz und Entzündung mündet. Die Calcineurinhemmer setzen am Ursprung der Reaktionskette – am Calcineurin – an, in dem sie das Enzym blockieren. Dadurch können die T-Zellen keine neuen entzündungsauslösenden Zytokine mehr produzieren. Auch die Histaminausschüttung wird durch die neuen Wirkstoffe blockiert, was meist in kurzer Zeit zu einer Linderung des Juckreizes führt.

Über 70 Prozent der Kinder symptomfrei
"Die Wirksamkeit der neuen Cremes ist in zahlreichen Studien an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen belegt", sagt Prof. Hengge. Eine neue Untersuchung* komme zu ausgezeichneten Ergebnissen bereits bei den jüngsten Patienten, so der Düsseldorfer Haut-Experte. In diese Studie wurden 91 Säuglinge mit Neurodermitis aufgenommen, die zu Behandlungsbeginn zwischen 3 und 23 Monate alt waren. Sie wurden zwei Jahre lang bei ersten Anzeichen von Juckreiz oder einem Ekzem zweimal täglich eingecremt. Am Ende der Studie waren 71 Prozent der Mädchen und Jungen vollständig oder fast vollständig frei von Symptomen. Die durchschnittlich von Neurodermitis befallene Körperoberfläche aller Studienteilnehmer betrug am Ende der Untersuchung nur noch 6,6 Prozent gegenüber 27,4 Prozent zu Beginn. Und: Die neuen Salben und Cremes sind ausgezeichnet verträglich, kein Patient musste die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen. Außerdem konnte der Kortisonverbrauch, der auf Dauer zu Hautverdünnungen und Entwicklungsverzögerungen führen kann, auf ein Minimum reduziert werden.

Ekzemkontrolle und kortisonfreie Therapie wünschen sich fast alle Patienten
Damit kommt die Effektivität der Calcineurinhemmer den Bedürfnissen der Patienten recht nahe. Wie die sogenannte ISOLATE-Studie (International Study of Life with Atopic Eczema) ergeben hat, wünschen sich 67 Prozent der Patienten eine kortisonfreie Behandlung, und für 75 Prozent ist die langfristige Ekzemkontrolle wichtigstes Ziel zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Aus Angst vor Nebenwirkungen beschränken mehr als die Hälfte der 2.000 Befragten die Anwendung von Kortison und zwei Drittel benutzen es nur dann, wenn kein anderes Mittel mehr hilft. Fazit Prof. Hengge: "Die selektiven Calcineurinhemmer Pimecrolimus und Tacrolimus sind auf dem besten Weg, die Behandlungsmethode Nummer 1 für die langfristige Kontrolle der Neurodermitis zu werden. Frühzeitig angewandt, verhindert es den Ausbruch des Schubs und ermöglicht in vielen Fällen, vollständig auf Kortison zu verzichten. Langfristig hoffen wir sogar, mit dieser erfolgreichen Neurodermitisbehandlung die weitere Allergielaufbahn der Kinder positiv zu beeinflussen, also das Auftreten weiterer allergischer Erkrankungen wie Heuschnupfen und Asthma verhindern zu können. Eine entsprechende Langzeitstudie mit 1.100 Kindern hat im letzten Jahr begonnen."

Calcineurinhemmer auch bei weiteren Hautleiden wirksam
Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Neurodermitis hat Calcineurinhemmer auch interessant für andere, vorwiegend entzündliche Hauterkrankungen gemacht. Bei Handekzemen und Psoriasis (Schuppenflechte), bei Lichen ruber mucosus (Knötchenflechte) und der seborrhoischen Dermatitis (Kopfgneis), bei Vitiligo (Weißfleckenkrankheit), Rosazea (Äderchenbildung im Gesicht), Lupus erythematosus (rheumatisch-entzündliches Hautleiden) und dem Lidekzem gibt es bereits eine Reihe von erfolgreich behandelten Patienten. "Wir setzen große Hoffnungen in das therapeutische Potential der Calcineurinhemmer", betonte Prof. Hengge. "In den laufenden Studien werden bereits weitere klinische Erfahrungen mit den neuen Wirkstoffen gesammelt."

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