Startseite Aktuelles Grundlagen Arztbesuch Diagnostik Therapie Vorbeugen Expert*innen-Rat Häufige Fragen Links Newsletter Impressum
 
menü | Startseite : Sprechstunde

Sprechstunde zur Neurodermitistherapie im Kindesalter

Zurück zum Forum
Thema: Alternativen zu Kortison bei offener Wunde
2015-05-20
Autor:
Bruederchen
Guten Tag, wir haben eine Tochter (fast 4 Jahre alt) , die mit 2,25 Jahren das erste mal offene Haut hatte und seit dem ist es tendenziell schlechter geworden. Sie hat eigentlich ganz tolle weiche Kinderhaut - außer in den Armbeugen. Dort bekommen wir das Ekzem nicht mehr weg - es ist mal leicht gerötet, mal rot bis hin das sie so stark wird, dass es auf geht und sich auch über den Arm ausweitet. Das war bisher glücklicherweise nur 2-3 Mal der Fall und wir hatten laut Arzt keine Alternative zu Cortison. Die Wunden waren so großflächig und blutig, nässend und der Juckreiz permanent, dass wir nicht weiter wussten.
Ich habe mich aber belesen und Cortison scheint mehr zu unterdrücken, was eigentlich raus will - wenn ich das richtig verstehe. Wie heile ich ohne Cortison wieder mal ab? Ich möchte so natürlich wie möglich vorgehen.
Ich danke Ihnen
Dr. Uwe Schwichtenberg

Experte
Beiträge:341
2015-05-25
Sehr geehrte Fragestellerin

"Natürlich" ist hier ein untaugliches Kriterium, denn danach müssten Sie unbedingt Cortison anwenden, das als körpereigenes Hormon der natürlichstmögliche Weg ist. Diese Argumentation ist selbstverständlich absurd, da die dauerhafte Anwendung von Cortisoncremes wirklich nicht unproblematisch ist. Gegen einen kurzfristigen Einsatz, um einen Schub zu beenden, ist jedoch nichts einzuwenden.
Der Gedanke, bei einem Ekzem sei etwas, das "raus will" - klingt ein bisschen nach mittelalterlicher Säftelehre, das ist ein Stand der Medizin, den wir glücklicherweise überwunden haben. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand ist die Neurodermitis eine Barrierestörung, in deren Rahmen es zu fehlgeleiteten Immunreaktionen kommt, die die entzündlichen Hautveränderungen verursachen. Cortison dämpft diese Immunantwort und beruhigt dadurch den Hautzustand. Die Hautpflege stellt die Barriere wieder her und verhindert einen neuen Schub. So wäre der Ablauf, wenn die Therapie gut funktioniert. Wir haben alle den Wunsch mit einer Therapie etwas wirklich ursächliches zu verändern und damit eine Krankheit ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Da die Neurodermitis aber genetisch verankert ist, würde dies bedeuten, dass wir die Erbinformation verändern können müssten. Das geht aber (noch) nicht. Ziel der Therapie ist daher die Schubkontrolle. Wenn das oben skizzierte Schema keinen stabilen Hautzustand erzeugen kann, dann sollten topische Immunmodulatoren eingesetzt werden, die nicht in den Kollagenstoffwechsel eingreifen und daher die klassischen Cortisonnebenwirkungen nicht haben können. Aber, auch wenn diese Medikamente das Produkt eines Bodenpilzes sind und damit auch wieder "natürlich" ist es doch "richtige Medizin" mit erwünschten und unerwünschten Wirkungen, die in Abhängigkeit vom zu behandelnden Krankheitszustand verantwortungsvoll gegeneinander abgewogen werden müssen.

Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg

BC Support-Forum
v2.0 © 2020

Die Inhalte von Neurodermitistherapie.info können und sollen keinen Arztbesuch ersetzen und stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation oder Selbstdiagnose dar. Die Informationen dieser Webseiten inklusive der Experten-Sprechstunden sollen zur Erlangung zusätzlicher Informationen zu einer bereits gestellten Diagnose oder zur Vorbereitung eines Arztbesuches dienen. Empfehlungen hinsichtlich Diagnoseverfahren, Therapieformen, Medikamenten oder anderer Produkte werden nicht gegeben.
Bitte lesen Sie hierzu die Nutzungsbedingungen mit Haftungsausschluss und beachten unsere Datenschutzerklärung.
© 2024 medical project design GmbH