Haut und Darm scheinen gerade bei Neurodermitikern in einem engen Zusammenhang zu stehen. Ob sich allerdings mit einer Darmsanierung in das Krankheitsgeschehen wirklich eingreifen lässt, ist ungesichert. Auch der Einsatz von Prä- und Probiotika ist bisher nicht genügend untersucht. Laut Definition des BgVV sind Präbiotika „spezifische unverdauliche Stoffe, die selektiv Bifidobakterien und möglicherweise auch andere Mikroorganismen in ihrem Wachstum im Darm fördern und dadurch gesundheitliche Wirkungen erzielen“. Eingesetzt werden diese Stoffe u. a. in der Säuglingsernährung, um eine günstige Darmflora, die der von gestillten Kindern ähnelt, zu fördern. Klinische Studien zum Einsatz bei Neurodermitis fehlen. Anders ist das für Probiotika. Dies sind „definierte Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive gesundheitliche Wirkungen erzielen“. Probiotika sind u. a. in Säuglingsnahrungen, aber auch in Milchprodukten zu finden. Es gibt Studien aus Skandinavien, die den Einsatz von LGG (ein bestimmter Stamm) zur Prävention und Therapie der Neurodermitis empfehlen. Allerdings ist die Datenlage z. Zt. noch so dünn, dass sich keine generellen Empfehlungen rechtfertigen lassen.
Dr. Imke Reese
Vor etwa 15 Jahren haben die Kollegen aus der Hautklinik Karlsruhe eine kontrollierte Untersuchung gemacht, ob eine Cardiospermum halicabanum Salbe irgendwie besser oder anders wirkt als die gleiche Salbengrundlage ohne Cardiospermum halicabanum drin. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der klinischen Wirksamkeit der beiden Salben. Weitere Veröffentlichungen über kontrollierte Untersuchungen sind mir nicht bekannt. Das stimmt also gut mit Ihrer Einzelbeobachtung überein.
Priv. Doz. Dr. A. Wollenberg
Hinsichtlich der Stutenmilch muß man zwischen Stutenmilch als Ersatznahrung für Kinder mit ausgeprägter Kuhmilchallergie und der äußerlichen Anwendung von Stutenmilchpräparaten unterscheiden. Erstere sind in einer Studie (Journal of Allergy and clinicall Immunology, 2000) als gut verträglich eingestuft worden, letztere Präparate (z.B. Seifen) sind aus meiner Sicht wenig sinnvoll.
Dr. Karin Kerschenlohr
Stutenmilch ist in letzter Zeit häufig in der Boulevardpresse angepriesen worden; eine Studie zeigte, dass sich bei Erwachsenen, die über mehrere Monate täglich 250 ml Stutenmilch tranken, in 30% der Schweregrad der Neurodermitis etwas verringert hat. Mich persönlich überzeugen diese Studienresultate nicht.
Dr. Karin Kerschenlohr
Die konventionelle Lichttherapie mit UV-Strahlung, die in dermatologischen Kliniken und Praxen bei der Neurodermitis durchgeführt wird, ist für Kleinkinder und Säuglinge nicht empfehlenswert und sogar kontraindiziert. Ich rate daher von solch einer Lichttherapie bei Ihrem Kind dringend ab, da diese genaues Abwägen von Risiken und Nutzen erfordert, und die Risiken und eventuellen Folgeschäden für Ihr Kind einfach zu groß sind. Von einer Lichttherapie der von Ihnen genannten Firma habe ich bislang nichts gehört. Wenden Sie sich doch zur Diagnostik und Therapie an die Universitätshautklinik Bonn, deren Direktor Herr Prof. Bieber, ein Neurodermitisexperte ist.
Dr. Martina Moderer
Der Zusatz von Lindenblütentee zum Getränk schadet wahrscheinlich nicht, es ist jedoch auch keinerlei Nutzen davon zu erwarten. Lindenblütentee wurde als "Hausmittel" bei sich anbahnenden Erkältungen gegeben, da er angeblich das Schwitzen (im Sinne von "Sich-gesund-Schwitzen") fördert; mittlerweile weiß man aber, dass der schweißtreibende Effekt nur von der Temperatur des so heiß wie möglich getrunkenen Tees kommt und die Lindenblüten dem Ganzen nur Geschmack geben.
Dr. Karin Kerschenlohr
Für Produkte wie das von Ihnen angesprochene "Elektrolyse Detox Fußbad" gibt es keinerlei Wirkungsnachweis. Allein schon von der Idee her erscheint es mir nicht einmal ansatzweise sinnvoll. Bei neurodermitischen Ekzemen an den Füssen mag ein Fußbad, z.B. mit einem entzündungshemmenden und adstringierenden Zusatz wie Tannolact oder Tannosynt sinnvoll sein, eines mit "Elektrolyse" jedoch nicht. Es gibt medizinische Iontopheresetherapiegeräte, diese werden jedoch bei vermehrter Schweißproduktion und nicht bei Ekzemen eingesetzt. Von Darmspülungen, für die es ebenfalls keinerlei wissenschaftlich seriösen Wirknachweis gibt, gerade bei einem Kind, würde ich dringend abraten. Das A und O bei der Neurodermitisbehandlung liegt in der konsequenten, rückfettenden Hautpflege, gerade auch in den erscheinungsfreien Intervallen. Bei akuten Ekzemschüben, die sich mit Rötung, Papeln und Schuppung zeigen, soll bis zum Abklingen der akuten Entzündung ein modernes antientündliches Externum (Steroid, Pimecrolimus oder Tacrolimus) in Absprache mit einem erfahrenen Hautarzt, der ein Präparat in der richtigen Stätrke verordnet, zum Einsatz kommen.
Dr. Karin Kerschenlohr
Von einer Lichtbehandlung in diesem jungen Alter würde ich tendenziell abraten; zum einen ist die Babyhaut ist sehr lichtempfindlich und die Gefahr, längerfristige Lichtschäden an der Haut zu setzen (die im späteren Leben im ungünstigen Fall zu einem Hautkrebs führen könnten), sollte berücksichtigt werden. Zum anderen ist diese Dermodyne Behandlung kein Verfahren, das bereits länger etabliert wäre (und somit auch noch keine Langzeitstudiendaten vorliegen). Generell werden die herkömmlichen UV-Therapien von der Kasse übernommen, wegen der Dermodyne-Therapie würde ich mich vorher jedoch unbedingt mit der Krankenkasse direkt in Verbindung setzen, da diese bei einigen Kassen sicher nicht im Leistungskatalog gelistet ist.
Dr. Karin Kerschenlohr