Die Neurodermitis oder das atopische Ekzem ist eine in Schüben verlaufende Erkrankung, die einen Menschen das ganze Leben begleiten kann, und sich durch unterschiedliche Einflüsse auch unter Umständen verschlechtert. Im akuten Schub steht daher die Therapie des Juckreizes und der Ekzeme im Vordergrund. Dies kann mit kortisonhaltigen antientzündlichen Cremes erfolgen oder auch mit modernen kortisonfreien Präparaten (Tacrolimus Salbe und Pimecrolimus Creme). Diese Calcineurininhibitoren (TIMs) wirken, indem sie für die Entzündung mitverantwortliche Botenstoffe (proinflammatorische Cytokine) hemmen.
Studien zur Langzeittherapie mit TIMs haben ergeben, das eine intermittierende Behandlung (2x/Woche) mit Tacrolimus Salbe als Erhaltungstherapie beim leichten bis mittelschweren atopischen Ekzem sehr geeignet ist. Zwischen zwei Schüben ist es auch ratsam, eine rückfettende Pflegebehandlung zum Beispiel mit harnstoffhaltigen Cremes oder Salben und Ölbäder, durchzuführen. Zur Abklärung möglicher Allergien empfehle ich die Durchführung ausführlicher Allergietestungen, die zumindest einen Epikutantest und Pricktestungen beinhalten, um mögliche Allergene in Ihrer Umwelt, die Ihre Neurodermitis verschlechtern könnten, zu identifizieren.
Dr. Martina Moderer
Das häufige Händewaschen, das nun einmal zu den hygienischen Grundanforderungen bei Krankenschwestern gehört, ist für die Haut eines Neurodermitikers natürlich extrem ungünstig. Je nachdem wo Sie eingesetzt sind, könnten Sie direkt nach der Händedesinfektion eine Hautschutzsalbe oder -Creme anwenden. Da gibt es von verschiedenen Firmen ziemlich gute Produkte, die Ihnen sogar der Arbeitgeber zur Verfügung stellen sollte. Sodann gibt es alkoholfreie Hautdesinfektionsmittel, die nicht brennen. Versuchen Sie sich eine Flasche davon an Ihren Arbeitsplatz zu stellen und sich damit zu desinfizieren.
Dann ist es natürlich ziemlich übertrieben, dass ,Kortison total schädlich für die Haut' sei. Nur wenn man diese Präparate falsch anwendet, sind sie schädlich für die Haut, sonst nicht. Ihr Hautarzt sollte Ihnen ein auf Sie maßgeschneidertes Hautpflege- und Therapieprogramm zusammenstellen, welches wahrscheinlich teils aus Harnstoff-haltigen Präparaten, teils aus Hautschutzsalben und teils aus entzündungshemmenden Salben bestehen wird. Dies sind neben den "Kortison-Cremes" die modernen Calcineurinhemmer (Tacrolimus Salbe, Pimecrolimus Creme).
Auf die Wirksamkeit von Schwarzkümmelöl würde ich nicht vertrauen.
PD. Dr. Andreas Wollenberg
Bezüglich Lichtschutzfaktor und Sonne gilt: je höher der Faktor, desto besser der Schutz. Ganz verzichten schützt optimal. Wenn ein richtiger Sommer-Sonne-Badeurlaub geplant ist, würde ich bei meiner Familie aus reiner Vorsicht wahrscheinlich auf ein mildes Kortison umstellen. Eine Kombination aus Tacrolimus oder Pimecrolimus und Solarium empfehle ich meinen Patienten definitiv nicht.
Jede Art von Lichtexposition birgt ein gewisses Hautkrebsrisiko, das ist wie Lottospielen mit schwarzen Losen und bei einem Sechser hat man dann Hautkrebs. Wenn man normalerweise pro Monat 10 Tippscheine abgibt, würde man bei Elidel vielleicht stattdessen 12 Scheine abgeben, vielleicht aber auch nur 11 oder doch 13 oder noch eine andere Zahl - das wissen wir noch nicht. Man muss jedenfalls ganz viele Menschen auszählen, um überhaupt einen Effekt zu sehen. Zum Vergleich: Rauchen und Lungenkrebs ist vielleicht wie 70 Tippscheine im Monat. Und dann ist da noch das Risiko durch die Teilnahme am Straßenverkehr, den Schulsport, gebratenes Essen und dergleichen mehr...
Etwas Sonne (oder Solarium) ist wahrscheinlich gut für die Haut, Sonnenbrand ist definitiv schlecht. Zu der Frage, ab wann es 'sicher' ist, gibt es keine 'wasserdichte' Antwort, wir wissen nur in etwa die Halbwertszeit in der Haut. Meine eigene Familie würde ich nach etwa einer Woche ohne Bedenken mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen der Sonne aussetzen.
PD. Dr. Andreas Wollenberg
Generell kann man sagen, dass die behaarte Kopfhaut nicht sooo kritisch ist bezüglich der Resorption (= Aufnahme ins Blut) von lokalen (= örtlich aufgetragenen) Medikamenten wie manch andere Hautregion, z.B. Gesicht. Eine der wichtigen (Neben-)Wirkungen der Glukokortikoide (Kortisonmittel) ist die antientzündliche Wirkung, eine andere die immunsuppressive (= Abwehr unterdrückende) Wirkung. Aufgrund ihres Leberbefunds möchten sie deshalb keine Kortisonmittel verwenden.
Die neuen, kortisonfreien Mittel zur Lokaltherapie der Neurodermitis mit dem Wirkstoffen Tacrolimus und Pimecrolimus haben den großen therapeutischen Vorteil gegenüber Kortison, dass selbst bei einer großflächigen Behandlung keine nennenswerten, systemisch (also im Körper/Blut vorkommenden) immunsuppressiv wirksamen Spiegel gemessen werden. Das wäre also eine Therapiemöglichkeit, die für Sie in Frage käme. Besprechen Sie das doch mal mit Ihrem Hautarzt! Oft ist es ratsam, vor Beginn der spezifischen Neurodermitis-Therapie zunächst einmal die Krusten- bzw. dicke Schuppenschicht aufzuweichen und abzulösen, z.B. mit Salizylsäure (Acidum salicylicum). Da gibt es viele Möglichkeiten.
Allgemein noch etwas zur begleitenden Pflege: geeignet sind eher wasserhaltige Cremes und Lotionen oder speziell auswaschbare Komplexsalben. Ungünstig sind nicht auswaschbare fettende Grundlagen, wie Salben, Fettsalben oder alle Formen von Pasten.
Dr. Philippa Golling
Ja, Sie können Tacrolimus Salbe anwenden und trotzdem weiter Lorano gegen Ihren Heuschnupfen nehmen. Lorano enthält den Wirkstoff Loratadin und gehört zur Gruppe der sogenannten "Antihistaminika". Der heutige Stand der Untersuchungen ist, dass Tacrolimus Salbe gleichzeitig mit Antihistaminika angewendet werden kann.
Dr. Philippa Golling
1. Der Kontakt mit Augen und Schleimhäuten, also z.B. dem Mundbereich sollte vermieden werden (wenn es denn dann doch passiert: sorgfältig abwischen und mit Wasser abwaschen).
2. Bisher sind noch keine Erfahrungen gemacht worden zur gleichzeitigen Anwendung der neuen Creme zusammen mit Licht/UV-Therapie. Während der Behandlung mit dieser neuen kortisonfreien Creme sollten ausgedehnte Bestrahlungen der Haut mit ultraviolettem Licht wie z.B. in Solarien, oder die Therapie mit PUVA, UVA oder UVB (verschiedene Lichtbehandlungen der Neurodermitis) vermieden werden. Das bedeutet für Sie aber auch, dass Sie sich vor der normalen Sonne mehr schützen sollten als sonst, d.h. möglichst nicht in der prallen Sonne sein, ausreichend Sonnenschutzcreme benutzen und die Haut mit entsprechender Kleidung bedecken, also z.B. Hut tragen...
3. Bisher wurde auch noch nicht untersucht, was passiert, wenn man gleichzeitig eine Kortisoncreme/-salbe auf denselben erkrankten Hautstellen benutzt. Deshalb sollten Sie jetzt Kortisonpräparate zum Auftragen auf die Haut weglassen. Das sind ein paar allgemeine Ratschläge, ohne nähere Informationen zu Ihrem Hautzustand und Krankheitsverlauf zu kennen.
Dr. Philippa Golling
Grundsätzlich wird eine Neurodermitis (atopisches Ekzem) im akuten Schub mit zunächst antientzündlichen Cremes behandlet. Diese beinhalten meist Kortison, alternativ sind die Calcineurininhibitoren Pimecrolimus Creme und Tacrolimus Salbe für das atopische Ekzem zugelassen. In der Stillzeit unterliegen jedoch die Cremes, die Kortison enthalten, einer strengen Indikationsstellung. Sie sind jedoch trotzdem am ehesten geeignet, da mit Kortisoncremes die meisten Erfahrungen vorliegen. Bei Pimecrolimus und Tacrolimus verweise ich auf die Hinweise in der Roten Liste für Arzneimittel:
Pimecrolimus: Strenge Indikations-Stellung. Es ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Milch übergeht. Tierexperimentelle Studien und Untersuchungen bei stillenden Frauen liegen nicht vor. Wegen der minimalen Resorptionsrate von Pimecrolimus nach topischer Anwendung von Douglan wird das Risiko beim Menschen als gering angesehen. Im Falle einer Anwendung bei stillenden Müttern darf die Creme nicht auf die Brust aufgetragen werden, um eine versehentliche orale Aufnahme durch den Säugling zu vermeiden.
Tacrolimus: Strenge Indikations-Stellung, Substanz geht in die Milch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekanntgeworden.
Mit der Behandlung der Hautveränderungen sollte nicht zu lange gewartet werden, da eine frühe Therapie eine schnellere Abheilung herbeiführt. Zwischen den Schüben ist eine Hautpflege z.B. mit harnstoffhaltigen Externa zu empfehlen. Auch das Tragen von Handschuhen mit Baumwollfütterung bei der Hausarbeit bei Handekzemen ist sicherlich sinnvoll.
Dr. Martina Moderer
Wenn eine Neurodermitis jedes mal nach einer erfolgreichen Behandlung wieder aufflammt, kann das durch einen fortbestehenden Triggerfaktor bedingt sein. Wir Hautärzte versuchen mit verschiedenen Allergietestungen, die für jeden einzelnen Patienten unterschiedlichen Triggerfaktoren herauszufinden - das aber mit wechselndem Erfolg. Ich würde also zu einer Allergietestung raten, sofern diese noch nicht erfolgt ist. Hauttests führt man allerdings während einer Schwangerschaft grundsätzlich nicht durch, so dass ein Bluttest sinnvoll wäre.
Weil Tacrolimus und Pimecrolimus noch vergleichsweise junge Medikamente sind, haben wir keine so langen Erfahrungen wie mit älteren Medikamenten - beispielsweise Penicillin oder Kortison - bei denen sogar die Beipackzettel sagen, dass sie sicher sind. Aus diesem Grund sind die Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus arzneimittelrechtlich "wegen mangelnder Erfahrung" in der Schwangerschaft nicht zugelassen. Das ist eine generelle Sicherheitsvorkehrung des europäischen Arzneimittelrechts, und das ist auch gut so.
Andererseits gibt es auch keinen Anhalt für eine Schädigung oder Gefährdung ungeborener Kinder durch Pimecrolimus Creme oder Tacrolimus Salbe. Es gibt sogar eine wissenschaftliche Arbeit aus Pittsburgh, USA, in der 27 Schwangerschaften organtransplantierter Patientinnen unter Tacrolimus-Kapseln nachbeobachtet wurden, und kein Anhalt für Fruchtschädigungen bestand.
Bei Schwangerschaften gilt für Medikamente eine Art Beweislastumkehr - es reicht nicht zu wissen, dass derzeit kein Anhalt für eine Fruchtschädigung besteht. Vielmehr will man positiv wissen, dass das neue Medikament garantiert keine Probleme macht und das kann man eigentlich erst nach vielen Jahren sicher sagen. In so vielen Jahren sind dann nämlich - trotz fehlender Zulassung - genügend Schwangere "zufällig" oder "unbekannterweise" behandelt worden, ohne dass etwas passiert wäre. Wenn ein Arzt Ihnen Tacrolimus oder Pimecrolimus verschreibt und ihm bekannt ist, dass Sie schwanger sind, ist er automatisch persönlich mit verantwortlich, weil er ja nicht die fehlende Zulassung bei Schwangeren beachtet hat. Sie sehen - keiner will verantwortlich sein wenn er nicht muss und deshalb ist man bei jeder Schwangeren lieber auf der sicheren Seite. Im Endeffekt heißt das, man verwendet lieber ältere und lange bekannte Medikamente - auch wenn diese bekanntermaßen mehr "Nebenwirkungen" haben. Mit den "Kortisoncremes" stehen für die Schwangerschaft sichere und zugelassene Medikamente zur Verfügung.
Der Abbruch einer Schwangerschaft wegen einer unwissentlich durchgeführten Tacrolimus oder Pimecrolimus-Behandlung ist jedenfalls nicht notwendig. Fazit: Nach momentanem Kenntnisstand sind Tacrolimus/Pimecrolimus und Schwangerschaft medizinisch kein Problem, wohl aber juristisch.
Prof. Dr. Andreas Wollenberg
Es freut mich zu hören, dass Ihre Tochter mit der Tacrolimus -Salbe eine gute Besserung der Haut erzielt hat. Das entspricht auch ganz meinen guten Erfahrungen mit dieser Salbe. Was Sie wo auch immer über Protopic lesen mussten, entspricht nämlich weder diesen Erfahrungen noch der wissenschaftlich anerkannten Literatur.
Im Gegensatz zu den "Kortisonsalben", die man hübsch langsam immer weniger häufig anwenden soll, damit es nicht zu dem von Ihnen beschriebenen "Rebound"-Effekt kommt, ist für Tacrolimus (Protopic) Salbe und Pimecrolimus (Elidel) Creme ein Ausschleichen nicht so notwendig. Eine "Abhängigkeit" von welcher Salbe auch immer anzunehmen, ist um so häufiger haltlos, je besser man den einzelnen Patienten kennt und untersucht. Meist ist es so, dass irgend etwas wie Katzenkontakt, Kuhmilch, bakterielle Infektion oder Prüfungsstress eine Ekzemverschlechterung bewirkt, die auch von einem guten Medikament wie Tacrolimus oder Pimecrolimus nur teilweise abgefangen wird. Es besteht also kein Anlass zur Sorge.
Prof. Dr. Andreas Wollenberg
Es ist sicherlich in Frage zu stellen, ob das von Ihnen geschilderte Therapieschema optimal ist. Insbesondere die Injektion von Steroiden stellt eine suboptimale Lösung dar. Normalerweise ist der Cortisonblutspiegel in den Morgenstunden am höchsten. Bei Einnahme von Cortisontabletten kann man diesen Verlauf nachahmen. Bei Depotinjektionen mit Cortisonpräparaten wird der normale Tagesverlauf der Cortisonkonzentration aufgehoben.
Die neuen topischen Immunmodulatoren mit den Wirkstoffen Tacrolimus oder Pimecrolimus sind eine gute Alternative zur langfristigen Anwendung kortisonhaltiger Cremes, um die unerwünschten Wirkungen des Cortisons auf der Haut zu vermeiden. Sie sind zugelassen zur alleinigen Lokalbehandlung. Über die Kombination mit innerlichen Therapien liegen offiziell keine Erfahrungen vor. Aber selbstverständlich besteht die Hoffnung, dass unter langfristiger Schubkontrolle mit einem topischen Immunmodulator auf die Anwendung innerlicher Therapien verzichtet werden kann.
Dr. Uwe Schwichtenberg