Unter der Bezeichnung "dirty neck" werden gelegentlich zwei unterschiedliche Hautbefunde geführt. Die (Pseudo)akanthosis nigricans (deutsche Bezeichnung "Schwarzwucherhaut") ist ein klinisch-beschreibender Begriff für grau-braune, zum Teil warzenartige, flächenhafte, meist symptomlose Wucherungen. Dieser Befund kommt in Hautfalten oder eben im Nacken vor. Da hierbei die Pigmentierung durch oberflächliche Verhornungen der Haut entsteht, sind hornhautlösende Verfahren mit harnstoffhaltigen, salicylsäurehaltigen oder Vitamin-A-Säure-haltigen Creme erfolgreich. Dieser "dirty neck" hat jedoch keine Beziehung zur Neurodermitis.
Der klassische "dirty neck" des atopischen Ekzems kommt bei 1,7% der Neurodermitiker vor. Als Entstehungsmechanismen werden Pigmenteinlagerungen als Zeichen der abgelaufenen Entzündung im Rahmen des Ekzems, aber auch UV-Licht und sogar die Anwendung lichtsensibilisierender Substanzen diskutiert (Quelle: An histological and ultrastructural study of the 'dirty neck' appearance in atopic eczema. Humphreys F et al, Clin Exp Dermatol. 1996 Jan; 21(1):17-19). Sehr wenig diskutiert wird die Therapie dieses Befundes. In der Tat arrangieren sich die meisten Patienten mit dieser ästhetischen Beeinträchtigung. Ich vermute dies liegt daran, dass bei schwer betroffenen Neurodermitikern andere Beschwerden den Leidensdruck bestimmen, während bei leichtem Befallsmuster häufig auch der "dirty neck" dezent ausgebildet ist und von daher leichter akzeptiert wird. Bemühungen zur Vorbeugung sollten neben konsequenter Hautpflege mit harnstoffhaltigen Externa vor allem die frühzeitige antiekzematöse Therapie mit Cortisoncremes oder topischen Immunmodulatoren (Pimecrolimus und Tacrolimus) umfassen. Des weiteren ist ein Schutz vor UV-Licht anzuraten. Bestehende Pigmentierungen sind erfahrungsgemäß sehr schwierig zu beeinflussen. Für den Einsatz depigmentierender Cremes wird das Pigment zumeist zu tief liegen, so dass allenfalls Teilerfolge wahrscheinlich sind, oder eine Kombinationstherapie mit einem Laser erfolgen kann. Wenn man eine Lasertherapie versuchen möchte, wären sicherlich unterschiedliche Geräte probeweise einzusetzen, so dass dies nur eine Aufgabe für große Zentren sein kann.
Der "dirty neck" ist hinsichtlich seines Ansprechens auf eine Lasertherapie sicherlich am ehesten mit einer sogenannten postinflammatorischen Hyperpigmentierung zu vergleichen. Dies sind Pigmenteinlagerung als Folge eines abgelaufenen Entzündungsprozesses durch Freisetzung von Pigment aus Pigmentzellen in einer mittleren Hautschicht, dem oberen Corium. Wie schwierig die Lasertherapie solcher Hautveränderungen sein können, mögen die folgenden "desillusionierenden" Studien illustrieren: Ein Q-switched ruby laser kann gemäß Landthaler nicht für den Routineeinsatz empfohlen werden, da die Ergebnisse nicht regelmäßig überzeugend waren (Quelle: Hautarzt. 1997 Jul;48(7):462-70.) Unterstützt wird dies von Taylor und Anderson (Quelle: J Dermatol Surg Oncol. 1994 Sep;20(9):592-7.Comment in: Dermatol Surg. 1995 Nov;21(11):994). Ein Farbstofflaser könnte evtl. erfolgreich sein. Allerdings sind in der betreffenden Studie neben postinflammatorischen Hyperpigmentierungen auch andere pigmentierte Läsionen mitbehandelt worden. (Quelle: J Dermatol Surg Oncol. 1993 Apr;19(4):341-7.) Dermatologische Lasertherapeuten zur Erörterung der individuellen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie unter www.ddl.de.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Mit atop. Ekzem ist die Neurodermitis gemeint, mit Rhinitis allergica der Heuschnupfen. Ecural (Kortison) ist eine Form der Behandlung, Elidel bzw. Douglan (Wirkstoff Pimecrolimus) eine andere. Periorale Dermatitis ist eine ganz eigenartige, aber nur schwer verstandene Reaktion der Haut, meist auf "zu viel Kosmetika" oder "zu viel Cortisoncreme". Man kann die periorale Dermatitis mit Douglan oder Elidel gut in den Griff bekommen, ich habe dazu eine "wasserdichte" Studie gemacht. Mit Couperose ist wohl eine meist milde Rotfärbung der Haut gemeint, die, wenn sie schlimmer wird, eine richtige Rosazea werden kann.
Ich rate zu einer Untersuchung und definitiven Diagnosestellung bei einem Hautarzt oder einer Hautärztin Ihres Vertrauens und Therapie in Abhängigkeit von der Diagnose.
Das Elidel / Douglan wäre sowohl für die Neurodermitis als auch für die periorale Dermatitis gut, sollte aber wahrscheinlich länger gegeben und vorsichtig ausgeschlichen werden.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Aufgrund Ihrer Schilderungen kann ich aus der Ferne leider nicht eindeutig sagen, um welche Hauterkrankung es sich handelt. Eine Neurodermitis (Atopisches Ekzem) kann sich am Auge im Sinne eines Lidekzems bilden. Normalerweise spricht die Haut in dieser Lokalisation sehr gut auf kortisonhaltige Cremes an. Da Sie zusätzlich jedoch über schmerzhafte Bläschen berichten, ist es durchaus möglich, dass sich eine Infektion mit Viren (z.B. Herpes simplex) oder Bakterien noch auf die bereits geschädigte Haut gesetzt hat. Deshalb rate ich Ihnen, sobald als möglich einen Hautarzt zu konsultieren, der entsprechende Abstriche und eine adäquate Therapie durchführen kann.
Dr. Martina Moderer
Was Sie an Ihren Lippen beschreiben, könnte ein "atopisches Lippenekzem" sein: weißlich-schuppende Lippen mit Trockenheitsgefühl. Atopiker (also Patienten mit Neurodermitis, allergischem Schnupfen oder allergischem Asthma bronchiale) entwickeln oft Lippenekzeme. Das besonders Schwierige dabei ist, dass die betroffenen Stellen häufig mit der Zunge befeuchtet werden, was das störende Spannungsgefühl an der Haut oder den Lippen vorübergehend zu bessern scheint. Aber durch das häufige Befeuchten der Lippen entsteht eine Irritation, die die bestehende Entzündung noch verstärkt, man nennt das dann ein "Lippenleckekzem".
Wie ist das bei Ihnen? Beobachten Sie sich einmal: Belecken Sie Ihre Lippen bzw. die unmittelbare Umgebung Ihrer Lippen? Vielleicht tun Sie das schon ganz automatisch, aus Gewohnheit, ohne dass Sie sich dessen bewusst sind.
Nun, zur Therapie:
1. Sollten Sie "lecken", dann hören Sie damit auf! Das ist leichter geschrieben als getan. Wenn es juckt, siehe Punkt 2
2. Fetten Sie Ihre Lippen reichlich ein, fünfmal am Tag und noch öfter, immer, wenn nötig. Womit? Siehe Punkt 3
3. Um ein für Sie gutes Lippenbalsam zu "finden", sollten Sie sich an einen Hautfacharzt Ihres Vertrauens wenden. In der Apotheke gibt es zwar viele Salben gegen rissige, spröde Lippen, aber eine individuell für Sie zusammengestellte Rezeptur vermag vielleicht noch besser zu helfen, vor allem, wenn Sie Punkt 1 beherzigen!Sie fragten nach einem guten Buch: sicher gibt es viele gute Bücher über Neurodermitis auf dem Markt. Aber: die Bücher können nicht das persönliche, auf Sie zugeschnittene Gespräch mit Ihrem Hautarzt ersetzen. Denn die Neurodermitis ist solch eine individuelle Erkrankung, sie zeigt sich bei jedem etwas anders und muss von Mensch zu Mensch unterschiedlich behandelt werden.
Dr. Philippa Golling
Es gibt Hautregionen, die für eine Atrophie der Haut durch Kortisoncremes anfälliger sind als andere. Die Augenlider gehören ohne Zweifel dazu. Ein kurzfristiger Einsatz eines Kortisons ist dennoch auch hier möglich. Das von Ihnen eingesetzte Dexalocal ist ein in der Schweiz zugelassenes Dexamethasonpräparat, das in diesem Sinne sicherlich geeignet ist. So wie sie es verwenden - als Dauertherapie alle 4 Tage - ist es jedoch keine gute Lösung und sie beschreiben selbst bereits die ersten Symptome einer Hautatrophie mit Rissen und vermehrter Verletzlichkeit.
Dies ist exakt die Indikation, für die die topischen Immunmodulatoren zugelassen wurden. Hier liegt eine Neurodermitis vor, die mit Standardtherapieverfahren nicht dauerhaft kontrollierbar ist. Pimecrolimus (Douglan, Elidel) und Tacrolimus (Protopic) können hier zur Schubkontrolle eingesetzt werden. Typischerweise wird man zunächst zweimal täglich behandeln, bis ein gebesserter Befund erreicht wird, und dann noch einmal täglich bis zur vollständigen Abheilung. Dann folgt ein behandlungsfreies Intervall in dem nur pflegende Cremes Anwendung finden. Im Falle eines neuen Schubes, den der Erkrankte häufig an der Unruhe in der Haut bemerkt, bevor sichtbare Veränderungen auftreten, beginnt man umgehend wieder mit der Behandlung zweimal täglich. Im Optimalfall bemerkt der Patient zwar selbst noch seine Schübe, die Umwelt sieht es jedoch nicht.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Anscheinend ist noch keine konkrete Diagnose hinsichtlich der wohl vor allem perioral auftretenden Hautveränderungen gestellt worden; es wäre hilfreich, die genaue Diagnose (Rosazea oder periorale Dermatitis, ggf. vielleicht auch seborrhoisches Ekzem) zu stellen. Zusätzlich sollte eine Untersuchung auf das Vorhandensein von Demodex-Milben erfolgen. Abhängig von der genauen Diagnose kann dann auch die Therapie gezielter erfolgen (bei Demodex-Nachweis z.B. mit einer ciclopiroxolaminhaltigen Creme oder Gel); da die Hautveränderungen wohl seit über 5 Jahren bestehen, wäre - bei entsprechend klinisch ausgeprägtem Bild - auch eine innerliche Therapie, z.B. mit Tetrazyklinen über mindestens 6 bis 8 Wochen zu erwägen. Die äußerliche Behandlung mit einer metronidazolhaltigen Creme ist sinnvoll, jedoch empfehle ich einen etwas höheren Wirkstoffgehalt von 2% statt der 0,75%. Die Anwendung eines "Fertigprodukts" (z.B. Metrogel oder Metrocreme) ist aufgrund des austrocknenden Effekts nicht anzuraten. Geht man vom Vorliegen einer perioralen Dermatitis aus, so ist außer der metronidazolhaltigen Creme eine sog. Nulltherapie notwendig, d.h. nichts anderes ist anzuwenden, das Gesicht sollte nur mit klarem Wasser gewaschen werden. Paraffinhaltige oder andere "fettige" Externa sind, wie bereits beobachtet, aufgrund des verschließenden Effekts nicht geeignet.
Dr. Karin Kerschenlohr
Empfehlenswert wäre, falls noch nicht erfolgt, die Durchführung eines Epikutantests mit dem sogenannten "Augenblock" (Substanzen in Augenmedikamenten und -kosmetika), da häufig bei ekzematösen Hautveränderungen in der Periorbitalregion (um das Auge herum) auch Kontaktallergien ein Rolle spielen. Etwa ein Viertel der Patienten mit Neurodermitis hat zusätzlich auch Sensibilisierungen auf niedermolekuale Substanzen, die z.B. in Augentropfen, Kontaktlinsenpflegemitteln oder Kosmetika vorkommen, was mit dem Epikutantest abgegriffen werden kann. Zur Therapie läßt sich generell anmerken, dass die Hals- und Gesichtshaut empfindlicher ist als andere Regionen. Die sensibelste Region ist die Lidhaut; sie spricht aufgrund der hohen Kortisonrezeptorendichte gut auf eine Behandlung an, man muss jedoch auch besonders vorsichtig hinsichtlich der Nebenwirkungen sein. Da die neuen Therapiemöglichkeiten (Tacrolimus, Pimecrolimus) von Ihnen leider nicht vertragen werden, würde ich für die Lidregion eine hydrokortisonhaltige Augensalbe (1 oder 2,5%) empfehlen, für Gesicht und Hals ein gut verträgliches Kortisonpräparat (z.B. Dermatop, Ecural, Advantan, etc.) bis zur Abheilung der akuten Entzündung. Die Einnahme eines Antihistaminikums kann zusätzlich hilfreich sein. Gegebenenfalls ist auch eine Vorstellung beim HNO-Arzt sinnvoll, da es z.B. bei chronischen Nebenhöhlenentzündungen, wie sie beim Allergiker nicht selten sind, zu Schwellungen in der Periorbitalregion kommen kann.
Dr. Karin Kerschenlohr
Die Symptome, von denen Sie im Moment berichten, beschreiben ein sogenanntes Lidekzem. Dies kann entweder zu Ihrer Veranlagung für trockene, empfindliche Haut mit Ekzembildung (richtung Neurodermitis) gehören, oder aber auch ein allergisches Kontaktekzem darstellen. Das allergische Kontaktekzem ist in etwa der Hälfte der Fälle die Ursache für ein Lidekzem; als häufigste Auslöser gelten hierbei z.B. Arzneimittel, die am Auge angewendet werden wie etwa Augentropfen oder Kontaktlinsenmittel oder aber Aerosole im weiteren Sinne (d.h. zum Beispiel Duftstoffe in einem Haar- oder Deospray, was sich in der Luft verteilt und an der sehr empfindlichen Lidhaut zuerst zu allergischen Hautreaktionen führt). Die Durchführung eines Epikutantests (Pflastertest am Rücken) wäre das geeignete Testinstrumt, um herauszufinden, was Sie unter Umständen nicht vertragen, um diesen Stoff gezielt meiden zu können. Zur Behandlung ist generell zu sagen, dass Sie für ein paar Tage bis zum Abklingen von Rötung und Entzündung eine milde kortisonhaltige oder pimecrolimushaltige Creme auftragen sollten (sollte nicht in das Auge selbst geraten). Kamille ist zu meiden, da pflanzliche Auszüge selbst oftmals allergische Reaktionen auslösen können. Zusätzlich kann eine sehr milde, allergenfreie (ohne Farb- oder Duftstoffe) Pflege aufgetragen werden.
Dr. Karin Kerschenlohr
Viele Patienten mit Neurodermitis leiden unter einem Lidekzem; die Haut um das Auge herum ist besonders dünn und empfindlich, was ein Eindringen von Allergenen leicht macht. Die von Ihnen beschriebene Verdickung und dass die Haut wie "angeschrumpelt" wirkt, ist die Folge einer über längere Zeit abgelaufenen Ekzemreaktion mit Entzündung. Man sieht dieses Phänomen auch oft z.B. in den Ellbeugen von Patienten mit langwierigen Ekzemen als Verdickung der Haut mit vergröberter Fältelung. Diese Stadium ist an sich nicht wieder rückgängig zu machen, aber Sie können es sicher deutlich bessern. 2-3 mal täglich sollten Sie eine milde, allergenarme Pflege auftragen, vor allem wenn Sie draußen in der Kälte sind. Es gibt spezielle Lidbalsams dafür, z.B. von der Firma Preval. Das Lidekzem und damit die Entzündung muss abgeheilt sein (keine Rötung, Juckreiz oder Schuppung mehr), ansonsten müßten Sie eine antientzündliche Behandlung durchführen und auch entsprechende Allergietests (Epikutantest mit dem sog. Augenblock) durchführen lassen. Zur Lidekzembehandlung ist ein Calcineurininhibitor (Pimecrolimus Creme) gut geeignet, da die Haut der Lidregion sehr viele Kortisonrezeptoren enthält und daher auch für Kortisonnebenwirkungen wie Hautatrophie besonders anfällig ist.
Dr. Karin Kerschenlohr
Wenn Sie immer wieder auch nässende Stellen haben, sollte einmal ein Abstrich zur Untersuchung auf Bakterien gemacht werden und gegebenenfalls eine Creme mit desinfizierendem Zusatz verwendet werden; oft verschlimmert so eine bakterielle Zusatzbesiedelung das Ekzem. Ganz generell empfiehlt es sich, wenn Sie regelmäßig Ekzemschübe haben, Tacrolimus oder Pimecrolimus anzuwenden, auch vorbeugend. Studien haben gezeigt, dass beispielsweise das Aufbringen von Pimecrolimus (enthalten z.B. in Douglan Creme) alle 2 Tage eine Rezidiv, das heißt das Wiederauftreten des Ekzems, verhindern bzw. vorbeugen kann. Auf jeden Fall sollten Sie die Haut immer, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, gut pflegen. Nivea Creme ist zwar prinzipiell in Ordnung, in Ihrem Fall wäre jedoch eine glyzerin- und/oder harnstoffhaltige Creme (z.B. Basodexan Creme, Eucerin Urea Creme oder Salbe, etc.) besser. In den Nachtkerzenölkapseln sind Lipide (Fettstoffe) vorhanden, die nachgewiesenermaßen in der Haut des Neurodermitikers fehlen; da diese Kapseln jedoch geschluckt und verdaut und dabei die Fette gespalten werden, ist dies leider keine geeignete Methode, der Haut die fehlenden Lipide zuzuführen.
Dr. K. Kerschenlohr