Kaum neigt sich der Winter dem Ende zu, werden manche Pollenallergiker schon von Heuschnupfen geplagt. Pollen der Frühblüher wie Hasel und Erle fliegen bereits. Wer auf Gräserpollen allergisch ist, bleibt bis in den Frühsommer verschont – und kann noch in dieser Saison von einer Allergie-Impfung profitieren.
Wenn die Nase kribbelt, läuft oder verstopft ist, wenn die Augen jucken und tränen, lassen sich die akuten Heuschnupfen-Beschwerden oft schon mit speziellen Nasensprays und Augentropfen lindern. Reicht dies nicht aus, können Antihistaminika auch eingenommen werden. „Eine allergische Rhinitis kann das gesamte Wohlbefinden beeinträchtigen“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Kirsten Jung, Dermatologin und Allergologin in Erfurt. Die Betroffenen schlafen schlecht, Konzentration und Leistungsfähigkeit werden gemindert. Sogar allergisches Asthma kann sich entwickeln. Lässt sich die alle Jahre wiederkehrende Pollenallergie mit einer symptomatischen Bedarfsmedikation allein nicht in den Griff bekommen, empfiehlt sich eine Allergie-Impfung.
Diese Impfung ("spezifische Immuntherapie" oder Hyposensibilisierung") muss allerdings schon Wochen vor dem Pollenflug begonnen werden. Patienten mit einer Allergie gegen Frühblüher beispielsweise müssen damit bis zum Herbst warten, sollten sich aber während der Pollensaison von ihrem Hautarzt geeignete symptomatische Medikamente empfehlen lassen. Gräser blühen erst ab Mai. Gräserpollenallergiker könnten daher noch in dieser Saison von einer spezifischen Immuntherapie profitieren. „Pollenallergiker sollten jetzt beim Dermatologen abklären lassen, welche Behandlung für sie die richtige ist“, rät Kirsten Jung.
Für eine Allergie-Imfpung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Goldstandard sei die subkutane Form der spezifischen Immuntherapie, erklärt die Dermatologin. Allergenextrakte der Blütenpollen, auf die der Patient nachweislich allergisch ist, werden unter ärztlicher Aufsicht in steigenden Konzentrationen unter die Haut gespritzt, um das Immunsystem daran zu „gewöhnen“. Die Immuntherapie entfaltet bereits ab der ersten Saison ihre Wirksamkeit, nach Abschluss einer dreijährigen Spritzenkur hält der Effekt bis zu zehn Jahre an. Für Pollenallergiker, die Spritzen scheuen, kann eine sublinguale spezifische Immuntherapie eine Alternative sein. Mit den hierfür verfügbaren Tropfen, die sich der Patient selbst unter die Zunge verabreicht, sei eine zuverlässige Dosierung jedoch nicht immer gewährleistet, räumt Jung ein.
Bei Gräserpollenallergie steht auch eine Impf-Tablette zur Verfügung, die standardisierte Allergene aus Wiesenlieschgras enthält und einmal täglich unter die Zunge gelegt wird. In den ersten Tagen kann es zu vorübergehendem Juckreiz und Schwellungen an der Mundschleimhaut kommen, schwere Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. Die Sicherheit, betont Jung, sei bei einer solchen Therapieform, die der Patient zu Hause anwendet, besonders wichtig. Gerade für Kinder, die ja vor Spritzen häufig Angst haben, sei die Gräser-Impf-Tablette ab einem Alter von fünf Jahren eine viel versprechende Behandlungsoption. Auch für Patienten, die sich eine regelmäßige Spritzenkur in der Arztpraxis zeitlich nicht einrichten können, sei die Impf-Tablette praktisch. Die Wirksamkeit der Gräser-Impf-Tablette sei ähnlich gut wie die der Spritzenkur, berichtet Jung: Studien belegen, dass die Beschwerden schon ab der ersten Saison um 30 Prozent mehr als unter Plazebo zurückgehen. Der Verbrauch an zusätzlichen symptomatischen Bedarfsmedikamenten lässt sich um bis zu 70 Prozent reduzieren.
Ein wichtiges Qualitätskriterium für ein Heuschnupfen-Präparat sei zudem, dass es den gefürchteten „Etagenwechsel“ – das heißt die Entwicklung von allergischem Asthma – verhindern kann. Gerade wenn eine „Heuschnupfen-Karriere“ schon im Kindesalter beginnt, ist die Asthmaprävention besonders wichtig. Für die subkutane Allergie-Impfung sei ein Präventionseffekt gut belegt, berichtet Kirsten Jung. Für die Gräser-Impf-Tablette stehen Langzeitdaten hierzu jedoch noch aus. Erst nach dieser „Bewährungsprobe“ könne sich die Tablettenform der spezifischen Immuntherapie als Standard etablieren.
Tipps vom Hautarzt: Allergene meiden – aber wie?
Die wichtigste Maßnahme bei Pollenallergie ist, die Allergenbelastung im Alltag so gering wie möglich zu halten – das ist oft leichter gesagt als getan. Als praktische Tipps rät Priv.-Doz. Dr. Kirsten Jung:
- Blütezeiten können von Jahr zu Jahr stark variieren. Deshalb auf Pollenflugvorhersagen in der Tageszeitung, im Radio oder Internet achten.
- Standorte der allergieauslösenden Pflanzen meiden. Gräserpollenallergiker beispielsweise sollten keinen Rasen mähen oder auf blühenden Wiesen picknicken.
- An Tagen mit starkem Pollenflug keine körperliche Anstrengung im Freien.
- Nach einem langen Regen einen Spaziergang in pollenarmer frischer Luft genießen.
- Wenn möglich, den Urlaub während der Zeit des heimatlichen Pollenflugs in pollenarmen Gebieten am Meer oder im Hochgebirge verbringen.
- Für eine „hypoallergene Wohnung“ sorgen: Einrichtung und Bodenbeläge sollten leicht zu reinigen, am besten feucht abwischbar sein. „Pollenfänger“ wie Vorhänge, Polstermöbel oder Teppiche verbannen. Der Staubsauger sollte über einen Feinstaubfilter verfügen.
- Pollenfilter im Auto regelmäßig erneuern!
- Wäsche nicht im Freien, sondern in geschlossenen Räumen trocknen.
- Abends Haare waschen, Kleidung außerhalb des Schlafzimmers ablegen und zur Zeit des stärksten Pollenflugs in den frühen Morgenstunden Fenster geschlossen halten.
- Eine Nasendusche mit Kochsalzlösung lässt Pollenallergiker „aufatmen“.
- Die Atemwege nicht zusätzlich durch Zigarettenrauch reizen.
- Eine gesunde, ausgewogene Ernährung trägt auch dazu bei, dass das Immunsystem in Balance bleibt.
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