Eine genetische Veranlagung kann mitverantwortlich für Neurodermitis sein. Neue Forschungen der Molekulargenetik weisen auf eine Störung der Barrierefunktion der Haut hin, die in Zusammenhang mit einer Abweichung der Immunreaktion zu einer entzündlichen Hauterkrankung führt, erklärte Prof. Johannes Ring, Direktor der Klinik für Dermatologie der Technischen Universität München auf der 46. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden.
Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, ist eine der häufigsten Hauterkrankungen, die besonders oft bereits im Kindesalter beginnt, aber zunehmend auch Erwachsene betrifft. In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Kinder und insgesamt drei bis vier Millionen Menschen betroffen. Die Hauterkrankung tritt häufig gemeinsam mit Asthma und Heuschnupfen auf, berichtete Ring.
Nach den Worten des Dermatologen kann mit dem Verfahren des "Atopie-Patch-Tests" (APT) das relevante Allergen nachgewiesen werden. Beim Atopie-Patch-Test wird ein Pflaster mit einem verdächtigen Allergen - zum Beispiel Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pollen - auf die intakte Rückenhaut geklebt. Bei personen mit Neurodermitis entsteht dosis-abhängig an der Kontaktstelle ein Ekzem. Dies zeigt, welches Allergen der Patient unbedingt meiden muss. Als Auslöser eines Neurodermitits-Schubs können auch Allergene aus der Nahrung in Frage kommen, wie Hühnerei, Nüsse, bestimmte Früchte oder Milchprodukte.
Nun scheint sich eine neue Behandlungsmöglichkeit aufzutun: Die in der Allergietherapie gebräuchliche Hyposensibilisierung, bei der der Körper allmählich an allergieauslösende Stoffe gewöhnt wird, hilft möglicherweise auch Personen mit Neurodermitis. Zumindest werden die Allergene aus der Luft und der Nahrung daraufhin überprüft, ob eine allergen-spezifische Immuntherapie auch bei Neurodermitis eingesetzt werden kann.
Prof. Ring gab zu bedenken, dass wegen der Komplexität der Krankheit - auch unter Einbeziehung der häufigen psychosomatischen Interaktionen - die durchschnittliche Beratungszeit in den Hautarztpraxen nicht ausreicht, um eine eindeutige Klassifikation der verschiedenen Formen des Atopischen Ekzems zu erlauben. Daher wurde in Deutschland ein Edukationsprogramm zur "Neurodermitis-Schulung" entwickelt, an dem Haut- und Kinderärzte, Pädagogen, Psychologen, Ernährungsfachkräfte sowie dermatologisch geschultes Pflegepersonal zusammenarbeiten. In sechs aufeinander folgenden Sitzungen wird nicht nur Wissen über die Krankheit vermittelt, sondern auch die Motivation der Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung gestärkt. Ring wies darauf hin, dass dieses Programm von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird.
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