Lässt sich der Juckreiz (Pruritus) von Patienten durch den Einsatz von Virtual Reality (VR) lindern? Studienergebnisse von Wissenschaftlern aus Oldenburg zeigen eindrucksvoll den Einfluss audiovisueller Stimulation auf die Juckreizwahrnehmung. Mit ihrem Projekt „Videobrille gegen Juckreiz“ haben sie den diesjährigen Innovationspreis Dermatologie gewonnen. Die Auszeichnung wurde in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) in Kooperation mit der Professor Paul Gerson Unna Akademie e.V. vergeben.
Was in der Schmerztherapie funktioniert, kann vielleicht auch für das Juckreizmanagement von Patienten hilfreich sein – dieser Gedanke brachte eine Forschergruppe der Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie Oldenburg auf den begleitenden Einsatz einer VR-Brille in der Juckreiztherapie. Da bislang jedoch nur eine Studie mit 27 Prurituspatienten existierte, beschlossen die Mediziner gleich selbst, ein Studiendesign anzulegen und die Wirkung der audiovisuellen Stimulation bei 150 Patienten zu untersuchen. Das System umfasst eine Videobrille mit OLED- Technologie, die den subjektiven Eindruck eines Kinobesuchs vermittelt und dabei beruhigend, ablenkend und entschleunigend auf die Probanden wirkt. Erste Daten belegen, dass die Stimulation mittels VR den Juckreiz effektiv und längerfristig lindern kann. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass durch die Entspannung mit der audiovisuellen Stimulations-Brille eine Entkopplung vom sogenannten Juckreizgedächtnis erfolgt, die in der Folge zu einer Linderung der Juckreizsymptomatik führt. Die neuen Erkenntnisse könnten einen einfachen und kostengünstigen Therapieansatz für Patienten mit starkem und chronischem Pruritus erschließen, der zudem medikamentöse Therapien verringert oder sogar ersetzt.Â
„Technische Innovationen sind mittlerweile fester Bestandteil der dermatologischen Praxis. Die VR-Therapie der Oldenburger Wissenschaftler ist ein tolles Beispiel, wie neue Technologien die Juckreiztherapie vereinfachen und die Lebensqualität der Patienten deutlich steigern können“, erläutert Dr. med. Klaus Strömer, Präsident des BVDD, die Entscheidung. Matthias Scheller, Vorstand der Professor Paul Gerson Unna Akademie e.V., ergänzt: „Das Projekt zeigt, wie sich mit einfachen und kostengünstigen Mitteln beeindruckende Therapieerfolge erzielen lassen und macht neugierig auf die endgültigen Studienergebnisse.“Â
Quelle: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD)
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