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Neurodermitis geht Teenies unter die Haut

22. November 2020 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Juckreiz quält zum Aus-der-Haut-fahren, entzündliche Ekzeme an Gesicht oder Händen können zum Stigma werden: eine Neurodermitis im Jugendalter kann ein unbeschwertes Aufwachsen erheblich belasten. Umso wichtiger ist eine effektive Therapie.„Eine Neurodermitis, fachsprachlich als Atopische Dermatitis bezeichnet, ist insbesondere für Jugendliche eine schwere Bürde“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Athanasios Tsianakas, Fachklinik Bad Bentheim. Der chronischen Erkrankung liegt eine Barrierestörung der Haut zugrunde, die mit vermehrter Trockenheit sowie entzündlichen Ekzemen an Gesicht und Hals, Ellenbogen, Kniekehlen oder an den Händen, aber auch am ganzen Körper einhergeht.

Atopische Dermatitis kratzt an der Lebensqualität

Im Vordergrund der Beschwerden steht ein starker Juckreiz. „Heftiges Kratzen der juckenden Haut kann in einen Teufelskreis münden“, erklärt Dr. Tsianakas, der Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen ist: Das Kratzen fördert Entzündungen, dadurch juckt die Haut noch mehr und der Drang zu kratzen verschlimmert sich wiederum. Vor allem bei ausgeprägter Neurodermitis kann die blutig aufgekratzte Haut nicht nur jucken, schmerzen und brennen. Betroffene Jugendliche fühlen sich durch die entzündlich geröteten Ekzeme häufig auch regelrecht entstellt und stigmatisiert. Außerdem ruft das ständige Kratzen nicht selten Vorurteile hervor. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Heranwachsenden können unter einer Neurodermitis sehr leiden. Sozialer Rückzug kann die Folge sein. „Die psychosoziale Entwicklung in dieser sensiblen Lebensphase kann daher erheblich beeinträchtigt sein“, betont der Dermatologe. 

Die juckende Haut lässt die jungen Menschen oft Tag und Nacht nicht zur Ruhe kommen. Dadurch werden Konzentration und Leistungsfähigkeit gemindert, die durch Schlafstörungen noch zusätzlich reduziert werden. Das kann zu Problemen in der Schule oder am Arbeitsplatz führen. Die empfindliche Haut und häufig hinzukommende Allergien, beispielsweise auf Pollen oder Hausstaubmilben, können die Teilhabe an vielen Alltagsaktivitäten bis hin zu den beruflichen Optionen beeinträchtigen. Das kratzt an der Lebensfreude und beeinträchtigt die Lebensqualität der Teenies erheblich. „Nicht selten entwickeln betroffene Jugendliche sogar Essstörungen oder depressive Erkrankungen“, berichtet Dr. Tsianakas. 

Fortschritte in der Therapie

Umso wichtiger ist eine adäquate Therapie. Auch wenn es den jugendlichen Patienten manchmal lästig sei: Basistherapie sei stets eine konsequente tägliche, rückfettende Pflege der trockenen Haut, hebt der Hautarzt hervor. Juckreizstillende Zusätze können sinnvoll sein. Akute Ekzeme werden in der Regel zunächst lokal mit Kortison-haltigen Medikamenten behandelt. Allerdings dürfen diese nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden, um keine Hautatrophie zu riskieren. Zur äußerlichen Behandlung stehen außerdem die Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus zur Verfügung. Eine weitere Säule der Behandlung ist die UV-Therapie, die ab dem Alter von 12 Jahren erwogen werden kann. 

Bei mittelschwerer und schwerer Neurodermitis reichen diese lokalen Behandlungsmöglichkeiten jedoch oft nicht aus. Dann kann eine innerliche Therapie, eine sogenannte Systemtherapie, erwogen werden. Der „Klassiker“ der Systemtherapie sei das Ciclosporin, das zwar gute Effekte zeige, allerdings auch das Risiko für erhebliche Nebenwirkungen berge, so Dr. Tsianakas. „Ein Meilenstein des therapeutischen Fortschritts ist das Biologikum Dupilumab“, berichtet der Hautarzt. Das Medikament ist neuerdings außer für Erwachsene auch bereits für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen, die unter mittelschwerer bis schwerer Atopischer Dermatitis leiden und die für eine Systemtherapie in Betracht kommt. Der Antikörper, der als Fertigspritze oder mittels Pen verabreicht wird, hemmt im Immunsystem Signalwege, die für das Entzündungsgeschehen wesentlich sind, und kann somit entzündliche Ekzeme und Juckreiz erfolgreich bessern. Eine erhöhte allgemeine Infektanfälligkeit sei nicht zu befürchten, so Dr. Tsianakas. Gelegentlich kann es zu Entzündungen an den Augen kommen, die sich jedoch gut behandeln lassen und daher in der Regel kein Grund seien, die Behandlung abzubrechen. „Mit dieser modernen Therapieoption kann der Hautbefund in vielen Fällen erheblich gebessert werden, die Hautbarrierestörung, welche der Atopischen Dermatitis zugrunde liegt, kann allerdings nicht geheilt werden“, erklärt der Dermatologe. Daher sei vor allem in schweren Fällen eine wiederholte oder eine Langzeittherapie erforderlich. 

Ganzheitliche Krankheitsbewältigung

Dr. Tsianakas rät betroffenen Jugendlichen, nicht zu resignieren. Um die Krankheitsbewältigung zu verbessern, können ergänzende Neurodermitis-Schulungen sehr hilfreich sein. Dort erhalten die Jugendlichen – und bei jüngeren Patienten auch die Eltern – Infos zur Hautpflege und medikamentösen Behandlung sowie zu den möglichen Auslösern und deren Vermeidung, können Maßnahmen gegen den Juckreiz einüben und erlernen Strategien für den Umgang mit psychosozialen Belastungen (weitere Infos unter www.neurodermitisschulung.de). 

„Was viele nicht wissen: Nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche mit schwerem Leidensdruck besteht die Möglichkeit einer stationären Rehabilitation“, berichtet Dr. Tsianakas. In spezialisierten Kliniken bieten interdisziplinäre Teams individuell abgestimmte, ganzheitliche Reha-Konzepte, die auch in sehr schweren Fällen neue Hoffnung geben. 

Quelle: Pressemeldung Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD).

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