Von Schuppenflechte und Neurodermitis sind hierzulande Menschen allen Alters betroffen. Für viele wird die chronisch-entzündliche Hauterkrankung zum lebenslangen Begleiter, der nicht nur durch Symptome wie Juckreiz und Schuppung belastet, sondern auch die Lebensqualität mindert. Die Sichtbarkeit dieser Dermatosen führt oft zu einer Stigmatisierung. Welche Erkenntnisse zur Entstehung dieser Hautkrankheiten die Behandlungsoptionen maßgeblich verändert haben und wie Patientinnen und Patienten von der Therapie mit Biologika profitieren, erläuterten Experten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) auf der Pressekonferenz der 51. DDG-Tagung am 14. April 2021.
Chronisch-entzündliche Hauterkrankungen mit Symptomen wie Juckreiz, Schuppung und Brenngefühlen sind an und für sich schon belastend. Menschen mit Psoriasis oder Neurodermitis erleben zudem häufig auch noch Ablehnung und Distanz in ihrem Umfeld. „In unseren Breiten dominiert ein bestimmtes Ideal von Schönheit, zu dem helle, glatte und makellose Haut gehört. Für Menschen mit Hauterkrankungen – vor allem an sichtbaren Stellen wie Gesicht, Hände oder Haaransatz – bedeutet das oft, dass sie aufgrund der ‚anders aussehenden Haut‘, der Rötungen oder Schuppungen stigmatisiert werden“, erklärte Professor Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg. Aus dem Prozess der Stigmatisierung folge dann meist auch eine Diskriminierung, so der Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).Â
Dem Deutschen Psoriasis Bund e.V. zufolge ist die Ablehnung aufgrund der Hautveränderung durch Schuppenflechte sehr hoch. Bei einer Fragebogenerhebung im Jahr 2020, an der 630 Personen teilnahmen, gaben neun von zehn Befragten (87,1 Prozent) an, abfälligen Blicken oder abwertenden Bemerkungen ausgesetzt zu sein. Über drei Viertel der Befragten (77,4 Prozent) widerfuhr dies bis zu viermal jährlich. Negative Erfahrungen, die mit dem Empfinden einhergehen, gemieden oder ausgegrenzt zu werden, wirken sich langfristig auf das Leben der an Psoriasis erkrankten Menschen aus: Sie beschränken sich aus Scham in ihren sozialen Kontakten, was wiederum zu sozialer Isolierung, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen führen kann. „Die sozialen Folgen der Erkrankung senken die Lebensqualität der Betroffenen. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit den Biologika Medikamente bei Psoriasis und bei Neurodermitis einsetzen können, die nicht nur das klinische Bild verbessern und die Symptome lindern, sondern auch die Lebensqualität erhöhen“, betonte Hertl.
Intensive Forschungen zur Pathogenese beider Erkrankungen haben die Entwicklung moderner, systemischer Medikamente vorangetrieben. So gab es bis vor etwa 20 Jahren bei der Schuppenflechte vor allem eine sogenannte Lokaltherapie, also eine rein äußerliche Behandlung der Haut. Mittlerweile gibt es sehr wirksame, systemische Behandlungsmöglichkeiten der Psoriasis mit zielgerichteten, entzündungshemmenden Medikamenten, den Biologika.Â
Wie wirkungsvoll die neuen Medikamente sind, lässt sich mit dem Psoriasis Area and Severity Index, kurz PASI, ermitteln. Dieser Messwert berücksichtigt die Symptomstärke sowie den prozentualen Anteil der betroffenen Körperoberfläche und wird zur klinischen Beurteilung einer Psoriasis eingesetzt. Die Zielgröße der Behandlung, der sogenannte PASI-90, bedeutet, dass sich die Hautveränderungen um 90 Prozent verbessern. Dieses Ansprechen wird durch monoklonale Antikörper gegen entzündungsfördernde Zytokine erreicht. Drei Substanzgruppen stehen zur Verfügung, die entsprechend den individuellen Verhältnissen der Patientinnen und Patienten eingesetzt werden können. „Die Bewertung des Therapieerfolges schließt heute neben den klinischen Parametern wie PASI zunehmend auch Parameter der Lebensqualität mit ein“, sagt Hertl.Â
Auch bei der Neurodermitis (dem atopischen Ekzem) und der Urtikaria (Nesselsucht) werden inzwischen Biologika erfolgreich eingesetzt, um das Krankheitsbild gezielter, wirksamer und nebenwirkungsärmer zu behandeln. Hier kommen Antikörper gegen entzündungsfördernde Zytokinrezeptoren und IgE-Antikörper zum Einsatz, die zu einer deutlichen Verbesserung des klinischen Bildes und der Juckreizhemmung führen.Â
Für Professor Dr. med. Peter Elsner, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), ist ein weiterer Aspekt wichtig. Patientinnen und Patienten sollten in ihrem Kampf gegen Stigmatisierung und Benachteiligung unterstützt werden. „Zusammen mit den Patienteninitiativen müssen wir Konzepte entwickeln, die im Arbeits- und im Freizeitbereich greifen. Medikamente allein, so gut sie auch sein mögen, reichen nicht aus, um die Lebensqualität der Erkrankten nachhaltig positiv zu beeinflussen“, erklärte der Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena.
Quelle: Pressemeldung Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG)
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