Neurodermitis beeinträchtigt das Leben in unterschiedlichen Aspekten und viele Patient*innen sind möglichweise unterbehandelt - das zeigen Ergebnisse aus einer wissenschaftlichen Studie aus 28 Ländern zum Welt-Neurodermitis-Tag am 14. September. Expert*innen sehen daher dringenden Bedarf für umfassende Aufklärung und eine verbesserte Patientenbetreuung: "Auch wenn Neurodermitis nicht heilbar ist, gab es in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der Behandlung", so Univ. Prof. Dr. Paul Sator, Facharzt für Dermatologie an der Klinik Wien-Hietzing. "Moderne Systemtherapien können Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zu einem verbesserten Hautbild verhelfen und den quälenden Juckreiz lindern."
Trockene, gerötete und entzündete Hautstellen an Körper oder Kopfhaut, begleitet von intensivem Juckreiz - Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben auftritt. In Österreich leiden etwa zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen an Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt. Weltweit ist die Prävalenz immer noch steigend.
Juckreiz macht den Alltag zur Qual. Die Belastung bei Neurodermitis kann weit über die körperlichen Beschwerden hinausgehen, zeigt eine internationale Beobachtungsstudie des globalen Bio-Pharma-Unternehmens AbbVie. Auch Zentren in Österreich und der Schweiz beteiligten sich an der Studie mit folgendem Ergebnis:
- 71,4 % der Patient*innen berichten über Juckreiz an mindestens drei Tagen in der Woche
- 39,8 % der Patient*innen meldeten Schlafstörungen in mindestens 3 Nächten pro Woche durch starken Juckreiz
- Bis zu 63,2 % der Patient*innen mit Neurodermitis gaben an, dass der Juckreiz gelegentlich bis häufig ihre Alltagsaktivitäten beeinträchtigt.
- 69,4 % der Studienteilnehmer*innen schränken gelegentlich bis häufig ihre sozialen Kontakte bzw. die Freizeitaktivitäten aufgrund des Juckreizes ein.
- Bei 63,3 % der Patient*innen hat der Juckreiz eine gelegentlich bis häufige negative Auswirkung auf das Schul- bzw. Arbeitsleben.
Belastung ist hoch
Für die Mehrheit der Patient*innen wirkt sich der Juckreiz auf viele Lebensbereiche aus. "Die Betroffenen rotieren in einem Teufelskreis", erfährt Univ. Prof. Dr. Sator tagtäglich in seinem dermatologischen Alltag. "Der massive Juckreiz schädigt durch das ständige Kratzen die Haut. Die Folge ist eine Verdickung der Haut. Das Kratzen wiederum vermehrt den Juckreiz. Es entsteht ein andauernder Juck-Kratz-Kreislauf." Neurodermitis-Patient*innen seien jedoch nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belastet. "Der Juckreiz beeinträchtigt den Schlaf und damit auch den Alltag, den Job und die Lebensqualität." Zudem sei Neurodermitis mit viel Scham behaftet und könne zu sozialem Rückzug führen.
Mangelnde Versorgung mit innovativen Therapien
Mehr als ein Viertel der Studienteilnehmer*innen gab an, dass ihre Neurodermitis unzureichend behandelt wurde. Das zeigt auch Univ. Prof. Dr. Sators Praxis: "Nicht alle Patient*innen, die für eine Systemtherapie in Frage kommen, erhalten auch Zugang zu den Therapien. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Innovative Therapien werden vorrangig von dermatologischen Abteilungen an Krankenhäusern zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis eingesetzt. In niedergelassenen Ordinationen kommen sie wahrscheinlich aktuell noch weniger zur Anwendung. Dabei können mit dem Einsatz moderner, systemischer Therapien Beschwerden verbessert, der Juckreiz deutlich gelindert und damit die Lebensqualität wieder erhöht werden."
Therapievielfalt als wichtiger Faktor
Für den Einsatz von modernen Systemtherapien - zum Beispiel Biologika als Spritze oder Januskinase-Hemmer als Tablette - ist entscheidend, wo und wie schwer die Entzündung auftritt, wie sehr der Schlaf durch häufiges Kratzen gestört und/oder wie massiv der Juckreiz ist. Rötliche, entzündete Stellen vor allem an gut sichtbaren Hautstellen oder im Genitalbereich sind massiv belastend. Eine Systemtherapie, die innerlich wirkt, kann helfen, diese quälenden Beschwerden wieder in den Griff zu bekommen und geht vor allem über die reine Trigger-Vermeidung, die keine langfristige Lösung ist, hinaus. Manche Systemtherapien wie z.B. Januskinase-Hemmer können bereits nach unzureichendem Ansprechen auf eine topische Therapie, z.B. Kortison-Salbe, eingesetzt werden. "Es ist wichtig, dass uns heute diese Therapievielfalt zur Verfügung steht. Dadurch können wir den optimalen Behandlungsplan für jeden Patienten bzw. jede Patientin finden", erklärt Univ. Prof. Dr. Paul Sator.
Mit Aufklärung zu besserem Verständnis unter Betroffenen
Die Studienergebnisse machen deutlich, dass es noch viel Aufklärungsbedarf zu Neurodermitis und Behandlungsoptionen gibt. "Folglich ist die weitere Information und Stärkung der Patient*innen ein wichtiger Auftrag", so Univ. Prof. Dr. Sator, "eine gute Zusammenarbeit zwischen Hautärzt*innen und Patient*innen ist dafür eine zentrale Voraussetzung."
Quelle: Pressemeldung AbbVie GmbH
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