Autor: Claudia |
Sehr geehrtes Ärzte-Team, mein Hautarzt diagnostizierte bei mir das Dirty Neck Syndrom. Auf meine Frage hin, wie man das behandeln oder sogar heilen kann, wurde ich mit einem lapidaren "... damit werden Sie sich abfinden müssen ... mankann es nur eindämmen, aber nicht 100% heilen ..." Damit möchte ich mich aber nicht abfinden. Habe Sie irgendwelche Tipps für mich (Literatur, Diät, Spezialisten, etc), die mir weiter helfen könnten. Im Voraus vielen Dank! Claudia |
Dr. Uwe Schwichtenberg Experte Beiträge:540 | 2004-12-23 |
Sehr geehrte Claudia, unter der Bezeichnung "dirty neck" werden gelegentlich zwei unterschiedliche Hautbefunde geführt. Die (Pseudo)akanthosis nigricans, deutsche Bezeichnung "Schwarzwucherhaut", ist ein klinisch-beschreibender Begriff für grau-braune, z.T. warzenartige, flächenhafte, meist symptomlose Wucherungen. Dieser Befund kommt in Hautfalten oder eben im Nacken vor. Da hierbei die Pigmentierung durch oberflächliche Verhornungen der Haut entsteht, sind hornhautlösende Verfahren mit harnstoffhaltigen, salicylsäurehaltigen oder Vitamin A Säure haltigen Creme erfolgreich. Dieser "dirty neck" hat jedoch keine Beziehung zur Neurodermitis. Der klassische "dirty neck" des atopischen Ekzems kommt bei 1,7% der Neurodermitiker vor. Als Entstehungsmechanismen werden Pigmenteinlagerungen als Zeichen der abgelaufenen Entzündung im Rahmen des Ekzems aber auch UV-Licht und sogar die Anwendung lichtsensibilisierender Substanzen diskutiert (Quelle: An histological and ultrastructural study of the 'dirty neck' appearance in atopic eczema. Humphreys F et al, Clin Exp Dermatol. 1996 Jan; 21(1):17-19). Sehr wenig diskutiert wird die Therapie dieses Befundes. In der Tat arrangieren sich die meisten Patienten mit dieser ästhetischen Beeinträchtigung. Ich vermute dies liegt daran, dass bei schwer betroffenen Neurodermitikern andere Beschwerden den Leidensdruck bestimmen, während bei leichtem Befallsmuster häufig auch der "dirty neck" dezent ausgebildet ist und von daher leichter akzeptiert wird. Bemühungen zur Vorbeugung sollten neben konsequenter Hautpflege mit harnstoffhaltigen Externa die frühzeitige antiekzematöse Therapie mit Cortisoncremes oder topischen Immunmodulatoren umfassen. Des weiteren ist ein Schutz vor UV-Licht anzuraten. Bestehende Pigmentierungen sind erfahrungsgemäß sehr schwierig zu beeinflussen. Für den Einsatz depigmentierender Cremes wird das Pigment zumeist zu tief liegen, so dass allenfalls Teilerfolge wahrscheinlich sind, oder eine Kombinationstherapie mit einem Laser erfolgen kann. Wenn man eine Lasertherapie versuchen möchte, wären sicherlich unterschiedliche Geräte probeweise einzusetzen, so dass dies nur eine Aufgabe für große Zentren sein kann. Der "dirty neck" ist hinsichtlich seines Ansprechens auf eine Lasertherapie sicherlich am ehesten mit einer sogenannten postinflammatorischen Hyperpigmentierung zu vergleichen. Dies sind Pigmenteinlagerung als Folge eines abgelaufenen Entzündungsprozesses durch Freisetzung von Pigment aus Pigmentzellen in einer mittleren Hautschicht, dem oberen Corium. Wie schwierig die Lasertherapie solcher Hautveränderungen sein können, mögen die folgenden "desillusionierenden" Studien illustrieren. Ein Q-switched ruby laser kann gemäß Landthaler nicht für den Routineeinsatz empfohlen werden, da die Ergebnisse nicht regelmäßig überzeugend waren (Quelle: Hautarzt. 1997 Jul;48(7):462-70). Unterstützt wird dies von Taylor und Anderson (Quelle: J Dermatol Surg Oncol. 1994 Sep;20(9):592-7. Comment in: Dermatol Surg. 1995 Nov;21(11):994). Ein Farbstofflaser könnte evtl. erfolgreich sein. Allerdings sind in der betreffenden Studie neben postinflammatorischen Hyperpigmentierungen auch andere pigmentierte Läsionen mitbehandelt worden. (Quelle: J Dermatol Surg Oncol. 1993 Apr;19(4):341-7.) Dermatologische Lasertherapeuten zur Erörterung der individuellen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie unter www.ddl.de. Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg |
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