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Sprechstunde zur Neurodermitistherapie bei Erwachsenen

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Thema: ND - Pimecrolimus - Kortisonnebenwirkungen
2005-02-19
Autor:
Maria
Ich bin 34 und hatte seit meinem Säuglingsalter meist sehr starke Neurodermitis. Die Stellen wandern und derzeit habe ich viele offene Stellen (u. a. Risse) an Händen, Füssen und Unterschenkeln. Für die Stellen verwende ich seit Jahren über viele Monate hinweg fast täglich Kortikoide wie Mometason (Ecural) oder Triamcinolonacetonid. Der Effekt ist sehr gering. Mein Arzt will aber kein schwächeres Kortikoid oder gar Cremes mit Pimecrolimus verschreiben. UV-Therapien vertrug ich leider nicht und mein letzter Allergietest wurde vor ca. 15 Jahren gemacht.

1. Welche Gefahren im Rahmen einer systemischen Resorption drohen? Kann es zu Nierenschäden oder anderen Schäden anderer innerer Organe kommen?

2. Inwiefern kann man Pimecrolimus auch auf offenen Stellen verwenden (habe gehört, dass dies zu Brennen führen kann) und habe ich Anspruch darauf, dass mein Arzt mir die Creme verschreibt (vermute Kostenprobleme)?

3. Wie sieht es mit der Ermittlung der individuellen Provokationsfaktoren aus? Ich habe in der letzten Zeit mehrmals den Arzt gewechselt, weil ich
ohne jede Beratung nur mit Kortison abgespeist wurde. Habe ich Anspruch darauf, dass ich ordentlich auf Allergien und ähnl. untersucht werde? In den letzten 15 Jahren kann sich schließlich etwas verändert haben.

Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort!

Maria
Dr. Uwe Schwichtenberg

Experte
Beiträge:540
2005-02-23
Liebe Maria,

Sie behandeln seit mehreren Jahren mit mittelstarken Kortisoncremes jeweils monatelang mit täglicher Anwendung. Bei langfristiger Anwendung von Kortisoncremes kommt es zur Abschwächung der Wirksamkeit und Ihrer Frage entnehme ich, dass sie diesen Effekt vermutlich schon bemerkt haben.

1. Bei Anwendung von Cortisoncremes - besonders bei großflächigem Einsatz - kann eine Aufnahme in den Körper stattfinden. Bei modernen Cortisonen ist dieser Effekt geringer, als bei den älteren. Wenn eine nennenswerte Aufnahme über die Haut stattfindet, wäre der Effekt ähnlich wie die Einnahme von Cortisontabletten. Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit könnten also ausgelöst werden. Dies ist jedoch mehr konstruiert, als dass es beim Erwachsenen in der Realität tatsächlich vorkommt. Viel eher berechtigt ist die Sorge vor Hautschäden durch die kontinuierliche Anwendung und die Sorge vor dem Wiederaufflammen beim Absetzen der Cortisoncremes bei gleichzeitigem Nachlassen der Wirkung bei Fortsetzen der Behandlung. Man kommt also durch die langfristige Cortisonanwendung in eine Situation, in der die Cortisoncreme auch in höheren Wirkstärken nur wenig Effekt entfaltet, jeder Versuch das
Cortison abzusetzen aber gleichzeitig einen Impuls für einen neuen Neurodermitisschub setzt. Dies ist der Grund, weshalb Cortisoncremes regelhaft nur als Schubtherapie eingesetzt werden und immer nach Ausschleichen aus dem Cortison eine Intervalltherapie mit einer Pflegecreme erfolgen sollte.

2. Pimecrolimus ist zugelassen zur Behandlung von Ekzemhaut, dies schließt auch rote, gereizte und z.T. durch Kratzen verletzte Haut mit ein. In Wunden sollte sie nicht angewandt werden. Je akuter der Entzündungszustand, desto eher können topische Immunmodulatoren ein Brennen auf der Haut auslösen. Dieser Effekt gibt sich jedoch innerhalb der ersten Therapietage. Einen Rechtsanspruch auf die Verordnung eines bestimmten Therapeutikums haben Sie nicht. Ihr Arzt ist verpflichtet im Rahmen eines Arzneimittelbudgets für Sie eine ausreichende und zweckmäßige und wirtschaftliche Therapie auszuwählen.
An diesen drei Adjektiven, die dem Sozialgesetzbuch V §12 entstammen, wird er gemessen. Ist seine Therapie mehr als ausreichend und dadurch unwirtschaftlich, so muß er die Kosten der Behandlung aus eigener
Tasche bezahlen. Dank dieses harten Disziplinierungsinstrumentes sind viele Kollegen verunsichert und vermeiden den Einsatz neuer und teurerer Behandlungen.

3. Die Suche nach individuellen Provokationsfaktoren ist ein schwieriges Kapitel und häufig sehr enttäuschend. Während im Kleinkindalter die Nahrungsmittelallergien noch eine Rolle spielen, ist dies beim Erwachsenen üblicherweise kein Thema mehr. Inhalative Allergene also z.B. Hausstaubmilben kommen hier eher vor. Ihr letzter Allergietest liegt 15 Jahre zurück. Es ist sicherlich kein unverantwortlicher Umgang mit den Mitteln der Solidargemeinschaft, wenn man diesen Test einmal aktualisiert, insbesondere falls sie konkrete Anhaltspunkte für Heuschnupfen, Asthma o.ä. haben. Der
Atopie-Patch-Test, der direkt die Beziehung zwischen Atemwegsallergenen und Neurodermitis nachzuweisen versucht ist leider immer noch nicht ausreichend standardisiert, um im Praxisalltag ausreichend verläßliche Aussagen zu liefern.

Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg

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