Die Bereitschaft, Asthma oder Neurodermitis zu bekommen ist genetisch fixiert. Wir sehen häufiger einmal, dass bei Besserung der einen Erkrankung die andere schlechter wird, aber ebenso können auch beide gleichzeitig verschwinden.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Eine Neurodermitis kann sich mit den Monaten und Jahren vollständig verlieren, wobei unserer Erfahrung nach die Chancen besser sind, wenn es sich wie wohl bei Ihrem 4 Monate alten Sohn nur um eine leichte Form der Erkrankung handelt.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Die Behandlung Ihres Sohnes mit den von Ihnen genannten Salben ist eine temporäre Therapie, die bei vorhandenen Ekzemen angewendet wird. Zwischen den Schüben ist es wichtig, eine Basistherapie mit Hautpflegeprodukten (Ölbäder, harnstoffhaltige Cremes) durchzuführen, um das Intervall zwischen den Schüben zu verlängern. Falls noch keine Allergietestungen erfolgt sind, ist es ratsam, Ihren Sohn bei einem Hautarzt und Allergologen vorzustellen, um eine allergologische Diagnostik durchzuführen. Bei Durchschlafstörungen können ggf. Antihistaminika, die durch ihre leicht sedierende Komponente und ohne wesentlichen Nebenwirkungen, bei Kindern angewendet werden.
Ob Ihr Sohn mit 3 oder 4 Jahren in den Kindergarten gehen soll, hängt von der allgemeinen Entwicklung des Kindes ab. Hinsichtlich dieser Frage sollten sie dem Rat Ihres Kinderarztes folgen.
Dr. Martina Moderer
Ihre erste Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich die Neurodermitis Ihres Sohnes verwächst, ist schwer zu beantworten. Bei vielen Kindern mit Neurodermitis verschwinden die Hautveränderungen bis zum Schulalter oder spätestens bis zum Ende der Schulzeit. Außerdem finden sich Hinweise, dass im Falle einer fehlenden Abheilung zumindest die Schwere der Symptomatik mit der Zeit abnimmt. Faktoren, die sich nach den neuesten Studien ungünstig auf den Verlauf der Erkrankung auswirken (also die Prognose der Neurodermitis verschlechtern), sind eine schwere frühe Erkrankung oder wenn der Patient zusätzlich allergisches Asthma bronchiale hat oder eine "positive Familienanamnese" bezüglich der Neurodermitis vorliegt (also wenn der Patient Verwandte ersten Grades hat, die auch an Neurodermitis leiden).
Dr. Philippa Golling
Die Neurodermitis (atopisches Ekzem) ist eine chronisch-rezidivierende Erkrankung, die multifaktoriell vererbt wird. Bei einer Veranlagung eines Elternteils zur Atopie, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind an einer Neurodermitis erkrankt bei circa 25%, bei beiden Eltern liegt diese Wahrscheinlichkeit bei über 60%. Wenn im Säuglingsalter eine Neurodermitis auftritt, nennt man dies auch häufig Milchschorf. Dieser tritt meist im 3. Lebensmonat auf und kann für einige Monate chronisch oder schubweise verlaufen. Bei 50% der Kinder heilen die Hautveränderungen bis zum Ende des 2. Lebensjahres ab. Trotzdem sollte eine konsequente Behandlung der Hauterscheinungen im Schub und im Intervall durchgeführt werden.
Dr. Martina Moderer
Die Kombination von sehr trockener Haut und juckenden Ausschlägen an den Ellenbeugen ist schon ziemlich verdächtig für eine Neurodermitis, aber letztendlich kann der Arzt das erst bei der Untersuchung sagen. Bei kleinen Kindern wird man zunächst einmal die roten Flecken zum Verschwinden bringen, dazu kann man "Kortisoncreme" oder auch die neuen topischen Immunmodulatoren Douglan, Elidel oder Protopic verwenden und das so lange, wie die roten Flecken da sind. Später wird man die trockene Haut nur mit Pflegecermes behandeln. Die Neurodermitis muss man auch dann regelmäßig mit Pflegecermes behandeln, wenn gerade keine roten Flecken da sind. Glücklicherweise jucken aber nur die gerade bestehenden roten Flecken und nicht die Veranlagung dazu, überhaupt rote Flecken zu bekommen.
PD. Dr. Andreas Wollenberg
Ja! Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die leichte Neurodermitis Ihres jetzt fünfjährigen Sohnes beruhigt, ist hoch! Viele Untersuchungen gibt es zu dieser Frage, die Zahlen schwanken. Als Richtlinie kann man wohl sagen, dass bis zu 75 % der Kinder ihre (leichte) Neurodermitis in der Pubertät oder am Ende der Schulzeit überwunden haben. Es gibt also echte Hoffnung.
Dr. Philippa Golling
Die Neurodermitis gehört zum sogennanten atopischen Formenkreis, das heißt, dass sie des öfteren vergesellschaftet ist mit Heuschnupfen, allergischem Asthma und Allergien. In der aktuellen Literatur ist beschrieben, dass es bei Kindern mit allergischem Asthma und chronischem Heuschnupfen überproportional häufig zu Störungen in der Sprachentwicklung kommt. Dies liegt aber daran, dass diese Kinder nicht gut hören aufgrund der chronischen Entzündungen im HNO-Bereich und daher in der Sprachentwicklung behindert sind. Auch gehört das Stottern nicht zu den Sprachstörungen, die diese Kinder häufiger haben. Wenn Ihr Sohn nur an der Haut Probleme im Sinne der Neurodermitis hat, ist ein Zusammenhang mit Sprachstörungen mehr als unwahrscheinlich. Ein Zusammenhang zwischen Stottern und Juckreiz ist ebenso nicht zu sehen.
Dr. Karin Kerschenlohr