Zunächst sollte, falls dies noch nicht geschehen ist, bei Ihnen eine sichere Diagnose gestellt werden. Dafür braucht der behandelnde Hautarzt und Allergologe einige persönliche Angaben, wie zum Beispiel berufliche Tätigkeit, Arbeiten im feuchten Milieu, Hausarbeit mit/ohne Schutzhandschuhe, Hobbies oder Produkte, die Sie zur Behandlung und Pflege der Hände anwenden.
Zusätzlich ist es außerordentlich wichtig, Allergene, die Ihren Händen schaden, mittels eines Epikutantests (Hauttest am Rücken) zu identifizieren und anschließend zu meiden. Zur Vervollständigung der Allergiediagnostik ist es notwendig, einen Pricktest an den Unterarmen und Allergietestungen (RAST, Gesamt IgE) mittels Blutuntersuchungen durchzuführen. Wenn diese Untersuchungen erfolgt sind, kann Ihr Hautarzt Ihnen eine passende Therapie anbieten und Ihre Haut bessern.
Dr. Martina Moderer
Die Neurodermitis ist eine Erkrankung, die in Schüben verläuft und neben den bevorzugten Lokalisationen wie den Gelenkbeugen auch im Genitalbereich auftreten kann. Allerdings können im Genitalbereich außerdem Pilzerkrankungen, bakterielle Infektionen, allergische Kontaktekzeme und auch mal eine Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten. Deshalb ist es bei Ihnen wichtig, eine ausführliche Diagnostik durchzuführen. Dazu gehören bakteriologische und mykologische Abstriche und eine intensive allergologische Diagnostik (Epikutantest, Pricktest, spezifische IgE Bestimmungen im Blut) beim Hautarzt und Allergologen.
Zur Abheilung der Haut ist es sicher hilfreich, dass keine zu enge und keine synthetische Kleidung getragen wird. Deshalb empfehle ich das Tragen von weiter Baumwollunterwäsche und möglichst das Meiden von Nylonstrumpfhosen.
Dr. Martina Moderer
Das häufige Händewaschen, das nun einmal zu den hygienischen Grundanforderungen bei Krankenschwestern gehört, ist für die Haut eines Neurodermitikers natürlich extrem ungünstig. Je nachdem wo Sie eingesetzt sind, könnten Sie direkt nach der Händedesinfektion eine Hautschutzsalbe oder -creme anwenden. Da gibt es von verschiedenen Firmen ziemlich gute Produkte, die Ihnen sogar der Arbeitgeber zur Verfügung stellen sollte. Sodann gibt es alkoholfreie Hautdesinfektionsmittel, die nicht brennen. Versuchen Sie sich eine Flasche davon an Ihren Arbeitsplatz zu stellen und sich damit zu desinfizieren.
Dann ist es natürlich ziemlich übertrieben, dass ,Kortison total schädlich für die Haut' sei. Nur wenn man diese Präparate falsch anwendet, sind sie schädlich für die Haut, sonst nicht.
Ihr Hautarzt sollte Ihnen ein auf Sie maßgeschneidertes Hautpflege- und Therapieprogramm zusammenstellen, welches wahrscheinlich teils aus harnstoffhaltigen Präparaten, teils aus Hautschutzsalben und teils aus entzündungshemmenden Salben bestehen wird. Dies sind neben den "Kortison-Cremes" die modernen selektiven Kalzineurininhibitor-Cremes (Douglan, Elidel und Protopic). Weil auch noch die Grundlage unterschiedlich ist, kommt es auf den Einzelfall an, was zu empfehlen ist. Auf die Wirksamkeit von Schwarzkümmelöl würde ich jedenfalls nicht vertrauen.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Nein, eine klar abgrenzbare Form der hormonell bedingten Neurodermitis gibt es nicht. Allerdings ist die Ausprägung der Ekzeme bei einem Patienten meist wechselhaft, oft abhängig von vielerlei Faktoren, also möglicherweise auch von Ihrem Hormonstatus.
Vermutlich handelt es sich bei der von Ihnen beschriebenen Hautveränderung um einen sogenannten "Lichen Vidal", auch "Lichen simplex chronicus" genannt: eine umschriebene chronisch-entzündliche, stark juckende Hauterkrankung mit typischer Hautverdickung. Manche Autoren halten es für eine Minimalvariante der Neurodermatitis ("Neurodermitis circumscripta"). Eine der Lokalisationen, an der ein Lichen Vidal häufiger auftritt, ist die Innenseite der Oberschenkel, so wie bei Ihnen. Typisch ist ein stark wechselnder Juckreiz, der besonders nachts störend sein kann.
Meine Vorschläge zur Diagnostik und Therapie:
1. Sicherheitshalber noch einmal vom Hautarzt eine Pilzerkrankung ausschließen lassen!
2. Anschließend, unter der Anleitung Ihres Hautarztes, eine intensivere Therapie beginnen: entweder mit einem stärkeren Kortikoidpräparat zunächst unter Okklusivverband, einer Art Folienverband (das geht in solchen Fällen gut, weil ja nur ein umschriebener Hautbezirk erkrankt ist) oder ohne Verband mit einer der neuen "kortisonfreien Neurodermitis-Cremes" (z.B. Wirkstoff Pimecrolimus, Handelsname "Douglan").
3. Um den Juckreiz zu reduzieren, könnten Sie zusätzlich auch ein Antihistaminikum einnehmen. Während der Abheilungsphase ist es essentiell, dass Sie nicht reiben oder kratzen, denn das würde den Entzündungsprozess aufrecht erhalten und die Heilung verhindern.
4. Innerhalb von drei Wochen sollten Sie unter einer der intensiven Therapien eine ganz klare Verbesserung des Hautzustands erkennen können, wenn nicht, würde ich Ihnen dann die Entnahme einer Hautprobe zur mikroskopischen Untersuchung ans Herz legen, um andere eher unwahrscheinlichere Diagnosen diagnostizieren/ausschließen zu können.Dr. Philippa Golling
Das, was Sie von sich beschreiben, ist keine direkte Form der Neurodermitis, sondern kann bei Patienten mit atopischem Ekzem (= Neurodermitis) oder anderen Erscheinungsformen der Atopie (d.h. Heuschnupfen oder allergisches Asthma) auftreten. Es ist eine sehr stark ausgeprägte Form der sogenannten "Dyshidrose". Erklärung Dyshidrose: Häufige, juckende, zu Rezidiven (also wiederholten Schüben) neigende, ausschließlich an Händen und Füßen vorkommende Bläschen- oder Blaseneruptionen (= Ausschläge), oft verbunden mit Hyperhidrose (= übermäßiges Schwitzen) [Definition aus: O. Braun-Falco: Dermatologie und Venerologie, Springer Verlag, 1996].
Mögliche Ursachen der Dyshidrose:
a) eine akute Verschlimmerung eines bestehenden Fußpilzes. Das ist dann wie eine Art Allergie, man findet in den Hautveränderungen an den Händen keine Pilze. Die Erscheinungen heilen nach erfolgreicher Behandlung der Fußmykose (= Fußpilz) ab.
b) bestehende atopische Erkrankungen (Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergisches Asthma bronchiale, siehe oben)
c) manchmal Medikamente, im Sinne einer medikamentös-allergischen Reaktion, z.B. auf Penizillin.
d) oder auch Nahrungsmittelbestandteile wie z.B. Nickel, wenn der Patient allergisch darauf ist.
e) dann gibt es noch eine Gruppe von Patienten, bei denen kein bekannter Auslöser gefunden werden kann: das nennt sich dann "genuine Dyshidrose".Betroffen sind meistens Menschen im Alter zwischen 10 und 40 Jahren. Die Hautveränderungen können sich schubweise über einen längeren Zeitraum hinziehen und werden besonders bei Patienten beobachtet, die emotionell und bei Wärme viel schwitzen. Aus diesem Grunde findet sich die Dyshidrose häufiger in der warmen Jahreszeit.
"Cheiropompholyx" nennt man die Extremform der Dyshidrose an den Handflächen. Die Blasen sind groß und "fließen" zusammen mit Nachbarblasen. Die Handinnenflächen sind dann überzogen von prall gespannten Blasen und stark geschwollen. So ist es wohl bei Ihnen? Dabei kann es eine Komplikation geben, die der Arzt natürlich versucht zu verhindern: eine bakterielle Infektion der kranken Haut. Dann trübt sich der Blaseninhalt, er wird eitrig, und die Entzündung (Schmerz, Wärme, Rötung, Schwellung) nimmt stark zu. Das ist eine gefährliche Komplikation, deshalb werden Sie nicht nur antientzündlich (Kortison), sondern auch antibakteriell (1. Antibiotikum, jetzt Cetrizin) behandelt.
Die Kortisontherapie in Tablettenform über mehrere Tage bis zu zwei bis drei Wochen ist die übliche Therapie, um die starke Blasenbildung schnell zu bremsen. Leider kann es aber auch, wie bei Ihnen, ein Rezidiv (erneuten Schub) geben.
Dr. Philippa Golling
Es ist durchaus ungewöhnlich, dass Ihre Hautveränderungen auf jegliche Therapie, die Sie bisher durchgeführt haben, nicht anpricht. Zur weiteren Diagnostik empfehle ich gründliche Abstriche (Bakteriologie/Mykologie) von allen betroffenen Regionen der Haut. Bei diesem Verlauf und der Therapieresistenz sollten auch unbedingt STD-Abstriche (Abstriche auf Geschlechtskrankheiten) gemacht werden, um diese Infektionen auszuschließen.
Ich glaube auch nicht, dass im jetzigen Stadium nur eine Pflege der Haut die Veränderungen zur Abheilung bringen. Allergische Reaktionen auf Kortison sind beschrieben, jedoch äußerst selten. Worauf einige Menschen reagieren, sind zusätzliche Inhaltsstoffe in den Kortisoncremes wie z.B. Wollwachsalkohole oder Cetylstearylalkohol. Dies lässt sich durch einen Pflastertest am Rücken (Epikutantest) feststellen. Wenn Sie Hautveränderungen im Sinne einer Neurodermitis haben, sollte auch mit antientzündlichen Cremes, wie Kortison oder den neueren Calcineurininhibitoren (Pimecrolimus, Tacrolimus) behandelt werden. Zwischen den Schüben reicht dann auch eine Hautpflege.
Dr. Martina Moderer
Wenn an den Händen Hautveränderungen auftreten, frage ich bei meinen Patienten ganz genau nach Beruf, Hobbies, Hausarbeit mit oder ohne Handschuhen, vermehrtem Schwitzen usw., um nähere Informationen über die tägliche Belastung der Hände zu erfahren. Auch ob ein Mensch Rechts- oder Linkshänder ist, ist eine wichtige Information, um den unterschiedlich starken Befall der Haut zu erklären. Die Füße reagieren meist bei den aufgetretenen Hautveränderungen an den Händen mit.
Sie berichten über Bläschen, die zu einem dyshidrosiformen Hand- und Fußekzem meist dazu gehören. Diese Bläschen kommen aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit der Haut an Händen und Füßen im Gegensatz zum restlichen Körper zustande. Eine ausführliche Pricktestung (Unterarme) und Epikutantestung (Pflastertest am Rücken) kann vielleicht zur Identifikation von Auslösern beitragen.
Eine Wirkungsabschwächung nach längerer kontinuierlicher Anwendung von Tacrolimus (Protopic) wird von manchen Patienten berichtet, dagegen ist über eine Resistenz gegen den Stoff bisher nichts bekannt. Protopic wird in eine Salbe eingearbeitet und ist damit eine sehr stark fettende Grundlage. Wenn diese Salbe an Stellen, wo man vermehrt schwitzt (Hände und Füße) angewendet wird, kann es durch den Okklusionseffekt der fettenden Grundlage, zu einer Verschlechterung des Hautbefundes kommen. In diesen Fällen kann auf den Wirkstoff Pimecrolimus umgestellt werden, da es hier eine weniger fettende Cremegrundlage gibt (z.B. Douglan Creme).
Dr. Martina Moderer
Der starke Juckreiz in Zusammenhang mit den Bläschen am linken Fuß spricht für das Vorliegen eines sogenannten dyshidrosiformen Ekzems, das in einem gewissen Teil der Fälle dem Neurodermitisformenkreis zugerechnet werden kann. Es gibt auch noch andere Auslöser, wie etwa Kontaktallergien. Da bei Ihnen eine Nickelallergie bekannt ist, sollten Sie sicherstellen, vor allem, wenn Sie aktuell Beschwerden an der Haut haben, keine nickelhaltigen Gegenstände an der Haut zu tragen. Dies gilt für die gesamte Haut, die Reaktion kann sich auch an einer anderen als der Auflagestelle zeigen (z.B. Armbanduhr - Bläschen am Fuss). Zur Behandlung würde ich Ihnen einmal täglich ein adstringierendes, entzündungshemmendes Fußbad (z.B. mit Tannosyth oder Tannolact) empfehlen, sowie zweimal täglich eine mittelstarke Kortisoncreme bis zur Abheilung. Wenn Ecural nicht geholfen hat probieren Sie ein anderes Mittel aus, nicht jeder verträgt alles gleich gut. Gegen den nächtlichen Juckreiz würde ich es einmal mit einem etwas müdemachenendem Antihistaminikum der älteren Generation, z.B. Fenistil Tabletten oder Atatrax zur Nacht versuchen.
Dr. Karin Kerschenlohr
Sie schreiben, dass die neurodermitischen Hautveränderungen an Ihren Händen, genauer zwischen den Fingern, seit 16 Jahren immer ungefähr ähnlich ausgesehen haben und sich seit Februar diesen Jahres das Erscheinungsbild gewandelt hat. Könnte es sein, dass sich etwas Anderes auf das chronische Handekzem "aufgepfropft" hat, z.B. eine Handpilzerkrankung (Pilzerkrankung = Mykose)? Eine Mykose kann auch sehr jucken!
Sie fragen, was Sie überhaupt noch tun können. Da Sie in der Nähe von Dresden wohnen, würde ich an Ihrer Stelle versuchen, einen Termin an der Dresdner Universitäts-Hautklinik zu bekommen. Zeigen Sie Ihre Hände, sagen Sie dem Arzt dort, dass das seit Februar so aussähe, dass Sie k.o. seien und Hilfe bräuchten. Ich würde nicht viel mehr sagen, also keine vergeblich versuchten Salben aufzählen und ähnliches, sondern "einfach" nur um eine Diagnose und Therapie bitten. Verschiedene Untersuchungen wie z.B. Entnahme von Hautschuppen zur Suche nach Hautpilz, evtl. Allergietest werden vermutlich gemacht werden. Bestätigt sich, dass es nach wie vor "nur" Neurodermitis ist, dann wäre z.B. eine Lichtbehandlung Ihrer Hände eine elegante, weitere Therpiemöglichkeit, die Sie bisher, soweit ich gesehen habe, noch nicht bekommen haben. Aber es gibt auch noch andere Optionen. - Kopf hoch!
Sollten Sie etwa seit vergangenem Februar doch schon an der Uni-Hautklinik gewesen und nicht zufrieden mit dem Ergebnis sein, dann würde ich vielleicht einen ganz anderen Weg einschlagen und in Richtung Akupunktur/chinesische Kräutermedizin gehen. Manche chronische (also langandauernde) Entzündungen und Krankheiten können damit wunderbar behandelt werden. Einen Tipp noch zum Schluss: Die Hametum Salbe ist bekannt dafür, dass sie eine sogenannte "Kontaktsensibilisierung" hervorrufen kann. Das bedeutet, dass die behandelte Haut eine Allergie auf die Salbe entwickeln und entsprechend "aufgeregt" reagieren könnte. Dann wäre alles noch komplizierter. Diese Salbe auf Ihren Händen ist also nicht ganz ungefährlich.
Dr. Philippa Golling
Zwar sind Hände und Füße gegenüber der Anwendung von Cortisoncremes recht unempfindlich, dennoch sind natürlich bei langjähriger Anwendung die typischen Cortisonschäden der Haut zu befürchten. Alternativ zum Cortison können die neuen topischen Immunmodulatoren (Pimecrolimus: Douglan/Elidel und Tacrolimus: Protopic) eingesetzt werden. Damit kann man die Wirkung eines mittelstarken Cortisons erreichen, ohne dass es zum Ausdünnen der Haut kommen kann. Diese Medikamente können daher langfristig kontinuierlich oder intermittierend eingesetzt werden.
Alternativ könnte evtl. auch mit UV-Lichttherapien eine Stabilisierung des Hautbefundes erreicht werden. Bei einer Creme PUVA wird z.B. eine Stunde vor einer UVA-Lichtbestrahlung eine Creme auf die Haut aufgetragen, die sie lichtempfindlich macht.
Sie berichten, dass es zu einer Verschlechterung des Hautbefundes im Rahmen der beruflichen Tätigkeit kommt. Es sollte daher mittels eines sogenannten "Hautarztberichtes" überprüft werden, welchen Anteil der Beruf am Krankheitsbild hat. Gegebenenfalls müsste - bei wesentlicher beruflicher Mitverursachung der Hautkrankheit - zur Abwendung einer Berufskrankheit die Berufsgenossenschaft als Kostenträger einspringen. Dies kann gegebenenfalls nicht nur die Behandlungskosten betreffen, sondern bei Eintreten einer Berufskrankheit evtuell auch falls unumgänglich die Kosten einer Umschulung.
Dr. Uwe Schwichtenberg