Ihre Frage wird in der Fachliteratur viel diskutiert und die Erfahrungen und Meinungen gehen sehr auseinander. Ich gehe zunächst einmal auf die medizinischen Grundlagen ein (Quelle siehe unten). Der Hefepilz Candida albicans und in geringerem Umfang auch andere Candida-Arten lassen sich oft im Stuhl gesunder oder kranker Menschen nachweisen.
Dabei können die Hefepilze im Magen-Darm-Trakt (= Gastrointestinaltrakt) in drei verschiedenen Bezugssituationen zum Wirt (dem Menschen) stehen:
1. die Pilze werden mit der Nahrung aufgenommen, aber sie siedeln sich nicht an, vermehren sich nicht und werden bald wieder ausgeschieden,
2. die Pilze besiedeln den Darm und können sich innerhalb gewisser Grenzen vermehren, ohne Probleme zu machen (= Candida-Kolonisation oder Candida-Besiedlung des Darms)
3. die Pilze besiedeln den Darm, dringen in das menschliche Gewebe ein und rufen dabei Krankheitszustände hervor (man nennt das eine Darm-Candidose).Nun zu Ihrer Frage: Kann eine Neurodermitis durch eine derartige Candida-Besiedlung des Darmes beeinflusst werden? Drei Phänomene sprechen dafür:
1. Bei Patienten mit Neurodermitis findet sich eine häufigere und stärkere Besiedlung des Darmes mit Hefepilzen als bei der übrigen Bevölkerung.
2. Der Nachweis von Antikörpern oder anderen Zeichen einer Auseinandersetzung mit Candida albicans gelingt bei Patienten mit Neurodermitis häufiger und zeigt höhere Werte als bei der Vergleichsgruppe.
3. Durch eine Bekämpfung der Candida-Besiedlung im Darm mit entsprechenden Anti-Pilzmitteln (= Antimykotika) kann die Neurodermitis mancher Patienten günstig beeinflusst werden. Hoffnungen werden dabei auch auf eine sogenannte Anti-Pilz-Diät gesetzt, die kohlenhydratarm, hefefrei und faserreich ist.Immer wieder tauchen Veröffentlichungen auf, die berichten, dass zumindest bei einigen Patienten mit Neurodermitis eine Besserung durch die Bekämpfung der Candida-Darm-Besiedlung erreicht worden sei. Trotzdem sollte man - wie bei jeder medikamentösen Therapie - abwägen, ob allein auf der Basis eines positiven Hefebefundes im Stuhl eine solche antimykotische Behandlung angesetzt oder auch über längere Zeit fortgeführt wird.
Ein bislang ungelöstes Problem bei der Bekämpfung einer Candida-Darm-Besiedlung stellt die Vermeidung von erneuten Infektionen mit Candida albicans dar. Da eine symptomlose Besiedlung der Mundhöhle mit Candida albicans ähnlich häufig ist wie die des Darmes, kann eine Übertragung von Mund zu Mund leicht stattfinden. Auch eine mittelbare Übertragung durch gemeinsam benutztes Geschirr oder von der eigenen Zahnbürste kann die Ursache einer erneuten Besiedlung des Darmes sein.
Möchte jemand also eine Candida-Besiedlung des Darmtraktes erfolgreich bekämpfen, können folgende Maßnahmen unter Umständen helfen, damit die Therapie länger wirkt: Mitbehandlung der Mundhöhle, Partnerbehandlung, Desinfektion der Zahnbürste bzw. neue Zahnbürste und anschließende Stuhlkontrolle, um sich zu vergewissern, dass die Therapie erfolgreich war.
Literatur: "Die intestinale Besiedlung mit Candida albicans und ihre Auswirkung auf einige chronisch-entzündliche Dermatosen". W. Meinhof, Hautarzt (1995) 46:525-527.
Dr. Philippa Golling
Wir wissen, dass sich unter einer Hepatitistherapie mit antiviralen Substanzen ein bestehendes atopisches Ekzem verschlechtern kann. Dies sehen wir sehr häufig bei Patienten mit einer Hepatitis B oder Hepatitis C. Ich nehme an, dass Sie gegen Hepatitis B geimpft wurden. Dabei werden Produkte verschiedener Hersteller in Deutschland verwendet. Aus Ihrer Anfrage ist leider nicht zu ersehen, welches Produkt zur Impfung verwendet wurde. Ob eine Verschlechterung der Neurodermitis nach einer Hepatitis B-Impfung auftritt, ist mir bisher nicht bekannt. Auch in der medizinischen Literatur und in den Beipackzetteln verschiedener Impfstoffhersteller habe ich keinen eindeutigen Hinweis für die Verschlechterung der Neurodermitis nach Hepatitis-Impfung gefunden.
Wichtig für Sie ist, eine konsequente Behandlung/Pflege der Neurodermitis durchzuführen, sei es während eines Schubes oder zwischen zwei Schüben.
Dr. Martina Moderer
Neurodermitiker können grundsätzlich, genauso wie nicht Betroffene, so viel Zucker zu sich nehmen, wie sie möchten. Man sollte jedoch beachten, daß bei zu viel Genuß Übergewicht und unter bestimmten Umständen ein Diabetes mit Insulinresistenz drohen. Auch kann ein Zuckerüberangebot im Darm bestimmte Hefen fördern und die Keimflora stören. Wenn Sie individuell Zucker von Seiten der Haut jedoch nicht vertragen, ist es sinnvoll ihn zu reduzieren. Der genaue Wirkmechanismus einer eventuellen Zucker-bedingten Verschlechterung ist noch unbekannt. Solange kein Diabetes besteht, müssen aber auch keine Zuckerersatzstoffe verwendet werden.
Dr. Martina Moderer
Solange Lebensmittelallergene durch Testungen nicht identifiziert sind oder Sie eindeutig auf etwas Bestimmtes reagieren, sollten Sie nicht auf Ihr Lieblingsessen verzichten. Aus Ihrer Frage geht nicht hervor, ob vielleicht schon Allergietestungen (Pricktests, Epikutantest, RAST) durchgeführt wurden. Positive Nahrungsmitteltestungen kann man mittels Provokationstestungen, die unter stationären Bedingungen durchgeführt werden, verifizieren. Zitrusfrüchte führen bei der Neurodermitis bei einzelnen Patienten zu einer Verschlechterung, Chilischoten haben eher einen irritativen und gefäßweitenden Charakter. Also, wenn Sie auf Lebensmittel verzichten, nur dann, wenn eine Allergie vorliegt, oder Sie das Lebensmittel als eindeutigen Triggerfaktor der Neurodermitis erkennen können.
Ihre Dr. Martina Moderer
Die Gefahren des Rauchens für die einzelnen Organe inklusive der Hautalterung sind bekannt. Darüber hinaus ist der Kontakt der Haut mit Zigarettenrauch (neben Stress, Klimafaktoren, bakterieller Besiedelung, Allergien, mechanischer Irritation etc) auch einer der vielen Provokationsfaktoren der Neurodermitis. Eine Verschlechterung der Neurodermitis durch das Rauchen ist also möglich.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind unter anderem Kälteempfindlichkeit, häufigere Müdigkeit, größeres Schlafbedürfnis, Leistungsminderung, Appetitlosigkeit, Gewichtszunahme, Lidschwellungen, depressive Verstimmungen und eine trockene, manchmal schuppende, gelbliche, unterkühlte Haut. Nun kann man sich vorstellen, daß bei einer ohnehin bestehenden Neurodermitis die Schilddrüsen-bedingte Hauttrockenheit einen ähnlich verschlechternden Einfluß auf die Grunderkrankung Neurodermitis hat wie eine selbstverschuldete Hauttrockenheit durch zu häufiges Waschen insbesondere mit austrocknender Seife. Ein weiterer Zusammenhang zwischen einer Schilddrüsenunterfunktion und einer Neurodermitis besteht nach derzeitigem Kenntnisstand der medizinischen Wissenschaft aber nicht. Andererseits schützt eine Neurodermitis auch nicht vor einer Schilddrüsenunterfunktion, so daß Sie wahrscheinlich einfach nur das Pech haben, an zwei verschiedene Erkrankungen gleichzeitig zu leiden. Ihr Hautarzt vor Ort ist der richtige Ansprechpartner.
PD Dr. A. Wollenberg
Sehr viele Patienten berichten über eine Verschlechterung ihrer Neurodermitis in Zeiten, in denen sie unter Stress leiden. Solche Stress-Situationen können zum Beispiel Lernphasen vor Prüfungen sein, aber natürlich auch andere persönliche Probleme; meist weiß der Patient schon recht genau, was ihn/ sie stresst. Oft beginnt man unbewusst, in den belastenden Situationen an der Haut zu kratzen, was zu verstärktem Juckreiz und Entzündung führt, woraufhin noch mehr gekratzt wird, und so entsteht ein sogenannter Teufelskreis. Wenn vor allem nachts unbewusst im Schlaf gekratzt wird, wäre meine Therapieempfehlung, es mit einem Antihistaminikum der älteren Generation vor dem Schlafengehen zu versuchen (z.B. Fenistil 2 Dragees oder 30-40 Tropfen oder 1 Tablette Atarax). Zusätzlich empfehle ich eine konsequente rückfettende Hautpflege, da ein Großteil des Juckreizes von der zu trockenen Haut kommt. Hierbei wäre auch ein juckreizstillender Zusatz gut (wie z.B. Polidocanol in der Optiderm Creme). Grundsätzlich allem voran steht natürlich die Behandlung des Ekzems unter Anleitung eines erfahrenen Hautarztes.
Dr. Karin Kerschenlohr