Sehr geehrte Fragestellerin, an empfindlichen Regionen wie den Augenlidern werden anstelle von Kortisonsalben gerne die kortisonfreien Calcineurininhibitoren (Tacrolimus Salbe, Pimecrolimus Creme) eingesetzt. Darüber hinaus ist es wichtig, die Stoffe, gegenüber denen eine Allergie vorliegt, zu meiden. Ihre Hautärztin oder ihr Hautarzt können Sie diesbezüglich beraten. Dr. Uwe Schwichtenberg
Sie schildern eine typische Situation im Rahmen der Neurodermitis. An Armen und Hals kommt es bei Ihnen zu juckenden Ekzemherden, die sie aufkratzen bis es blutet. Der Juckreiz ist besonders in den Abendstunden am stärksten und auch wenn man sich noch so sehr bemüht, sich zu beherrschen, so kommt es spätestens im Schlaf unbewusst zum Kratzen, dass seinerseits wieder den Hautzustand verschlechtert und den Juckreiz verstärkt.
Sie schreiben, dass sie in den vergangenen drei Jahren verschiedene Cremes "ohne wirklichen Erfolg" ausprobiert haben. Dies ist eine Formulierung, die ich in meiner Praxis sehr häufig höre. Die meisten Patienten meinen damit, dass zwar unter der Behandlung eine Besserung aufgetreten sei, aber dann im weiteren Verlauf hat man die Intensität seiner Bemühungen reduziert und wurde prompt mit dem nächsten Schub der Erkrankung "bestraft". Häufig kommt es sogar trotz Fortführung der Therapie wieder zur Verschlechterung des Hautbefundes.
In der Vergangenheit war es wichtig, die Schübe mit einer cortisonhaltigen Creme zu behandeln und bei Besserung des Hautbefundes aus der Therapie durch Reduktion der Wirkstärke und Anwendungshäufigkeit "auszuschleichen". In dieser Situation kam es dann häufig zur erneuten Verschlechterung des Hautbefundes.
Heute können wir Patienten wie Ihnen, die über Jahre trotz Einsatz von Cortisoncremes und intensiver Grundpflege der Haut keinen stabilen Hautbefund erreichen, mit topischen Immunmodulatoren wie dem Wirkstoff Pimecrolimus (Handelspräparat z.B. Douglan) weiterhelfen. Es handelt sich dabei um Cremes, die langfristig auf der Haut eingesetzt werden können, ohne die unerwünschten Wirkungen zu produzieren, die bei den Cortisoncremes gefürchtet werden. Ziel ist hierbei eine sogenannte "Schubkontrolle". Nach Erreichen eines guten Hautzustandes wird ein Behandlungsintervall eingelegt, in dem nur noch Grundpflege betrieben wird. Beim ersten Anzeichen eines neuen Schubes wird sofort wieder mit dem topischen Immunmodulator begonnen, wodurch im Optimalfall der neue Schub abgefangen wird, bevor die Hautveränderungen richtig ausgeprägt sind.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Ihre Erfahrungen mit Tacrolimus Creme kann ich aus eigener Erfahrung und aus den Studiendaten in der Fachliteratur nur bestätigen. Während die besser durchlässige Haut kleiner Kinder auch gut mit 0,03% Salbe behandelt werden kann, ist im Erwachsenenalter die Wirkung der 0,1% Salbe einfach geeigneter, das wissen wir schon seit 1997 und darum ist ja auch die Zulassung für Erwachsene mit 0,1% und die für Kinder mit 0,03% erfolgt.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Gegen eine "normale Sonnenlichtexposition" habe ich bei meinen Patienten nichts einzuwenden, von einer hohen Dosis UV-Licht (medizinische Bestrahlung, Bestrahlung in Fitness/Sonnenstudios, gezieltes Sonnenbaden) rate ich meinen Patienten - aus reinen Vorsichtsgründen - während einer Therapie mit Tacrolimus oder Pimecrolimus ab. Eine Sonnencreme ist unabhängig von der Neurodermitis oder ihrer Behandlung bei allen Menschen grundsätzlich empfehlenswert.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Nein. Dort sind nur die Nebenwirkungen der "Kortisoncremes" besonders stark, weshalb eine Behandlung mit Tacrolimus oder Pimecrolimus dort besonders viel Sinn macht.
PD. Dr. Andreas Wollenberg
Das Protopic (der Wirkstoff heißt Tacrolimus) ist ein sehr gutes Medikament, weil es im Gegensatz zum Kortison die Haut nicht dünner macht. Die Knötchen auf der Brust kommen wahrscheinlich von der ziemlich fettigen Salbengrundlage - hier macht es wahrscheinlich Sinn wenn Sie die Salbe dünner auftragen und zwischendurch eine antibakterielle Creme anwenden. Eine Alternative wären andere Präparate aus der gleichen Substanzklasse (Wirkstoff Pimecrolimus), die als Creme auf den Markt kommen und nicht so fettig sind. Dies sollten Sie mit dem Hautarzt Ihres Vertrauens vor Ort besprechen, genau so wie die mittelfristige individuelle Therapieplanung.
PD. Dr. Andreas Wollenberg
Die Neurodermitis ist eine chronische Erkrankung, die in Schüben verläuft. Einen solchen Schub scheinen Sie derzeit durchzumachen. Sie sollten so schnell wie möglich mit einer lokalen Behandlung beginnen. Das heisst, dass die Cremetherapie mit kortisonhaltigen Präparaten angepasst wird oder auch mit den neuen Calcineurinhemmern Tacrolimus oder Pimecrolimus erfolgen sollte. Auch ist gegebenenfalls eine Lichttherapie oder eine innerliche (systemische) Therapie bei schweren Schüben der Neurodermitis angezeigt.
Um ein nächtliches Aufkratzen zu verhindern, empfehle ich das Tragen von Baumwollhandschuhen, die in der Apotheke erhältlich sind.
Im schubfreien Intervall sollten regelmäßig rückfettende Ölbäder, sowie eine tägliche rückfettende Creme-/Salbentherapie mit z.B. harnstoffhaltigen Externa erfolgen, um einem erneuten Schub vorzubeugen. Falls Sie noch keine Allergietests zur Identifizierung möglicher Allergene (z.B. Haussatubmilbe u.v.m) durchgeführt haben, empfehle ich diese ebenfalls im schubfreien Intervall durchführen zu lassen.
Dr. Martina Moderer
Wenn die Neurodermitis den Lidbereich betrifft, war dies in den vergangenen Jahren immer ein therapeutisch schwierig beherrschbarer Befund. Die Lidhaut ist für die Kortisonnebenwirkungen (Pergamenthaut, Gefäßneubildung) sehr empfindlich, so dass hier nur moderne Kortisonpräparate in sehr niedriger Dosierung zur Anwendung kommen sollten.
Der erfolgversprechendste Weg für eine langfristige Kontrolle des Befundes sind jedoch die topischen Immunmodulatoren Tacrolimus Salbe oder Pimecrolimus Creme. Hier werden manchmal unerwünschte Wirkungen mit Rötung und Brennen der Haut geschildert, diese geben sich jedoch üblicherweise innerhalb der ersten Woche der Anwendung.
Auch bei den Pflegepräparaten hat sich in jüngerer Zeit etwas getan, so haben wir z.B. auch ein johanniskrauthaltiges Präparat zur Verfügung, für eine vernünftige Empfehlung müsste man jedoch ihren aktuellen Hautzustand beurteilen, um das passende auszuwählen. Dies kann nur Ihr Dermatologe vor Ort.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Die neuen topischen Immunmodulatoren wie Tacrolimus Salbe und Pimecrolimus Creme sind eine Alternative zur Behandlung des atopischen Ekzems (Neurodermitis) und scheinen speziell in der intermittierenden Behandlung vielversprechend zu sein. Im Schub sollten diese so früh wie möglich eingesetzt werden, um eine Ausbreitung zu stoppen. Am Anfang treten bei circa 50% der Anwender ein Brennen/Hitzegefühl nach Auftragen auf die betroffenen Körperstellen auf, das aber nach einigen Anwendungen nachlässt.
Bei Ihnen schlage ich nach Rücksprache mit Ihrem Hautarzt eine intermittierende dauerhafte Anwendung (z.B. zweimal pro Woche) der Salbe vor, da Sie die Therapie neben der Hautpflege zeitweise brauchen, und am Anfang eines Schubes wohl sehr starke Beschwerden haben.
Dr. Martina Moderer
Die Anwendung von cortisonhaltigen Cremes (z.B. Prednicarbat) ist in der Stillzeit auch möglich (Auszug aus der Roten Liste 2004: "Bei umfangreicher Anwendung am Menschen hat sich kein Verdacht auf eine embryotoxische/teratogene Wirkung ergeben. Der Tierversuch erbrachte jedoch Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen. Diese scheinen für den Menschen ohne Bedeutung zu sein").
Bei der Protopic Salbe wird in der Stillzeit geschrieben: "Substanz geht in die Milch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekanntgeworden." Somit können Sie bei zwischenzeitlicher äußerlicher Behandlung relativ sicher sein, dass Ihre Tochter keinen Schaden davon trägt. Eine Garantie kann Ihnen jedoch keiner geben.
Dr. Martina Moderer