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Häufige Fragen

Therapie der Neurodermitis im Erwachsenen und Jugendalter
→ Behandlung der Neurodermitis in Schwangerschaft, in der Stillzeit, in den Wechseljahren und nach Einnahme von Hormonpräparaten

Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.

Themen in dieser Archiv-Rubrik

1
Ausschlag in der Schwangerschaft
Hallo, eine Woche vor der Geburt unserer Tochter habe ich am ganzen Körper einen juckenden und quaddelmäßigen Ausschlag bekommen. Im Krankenhaus wurde zunächst auf ein Schwangerschaftsexanthem getippt. Ich bin jetzt bei einer Hautärztin gewesen und diese hat sich nur kurz meine Haut angeschaut und ohne weitere Tests Neurodermitis diagnostiziert und mir eine Hautsalbe gegen den Juckreiz verschrieben. Ich habe jetzt hier im Forum gelesen, dass es sich doch eher um eine Nesselsucht handeln könnte, da ich genau diese Sympome habe. Während der Schwangerschaft habe ich sehr viel Milch getrunken und Käse gegessen. Würden Sie mir zu einem Prick-Test raten?

2
Zusammenhang zwischen Verschlechterung der Neurodermitis und den Wechseljahren?
Seitdem ich (47 Jahre) durch die Wechseljahre ständigen hormonelle Schwankungen ausgesetzt bin, scheint sich der Zustand meiner Neurodermitis zunehmend zu verschlechtern. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Wechseljahren und Neurodermitis? Könnte eine hormonelle medikamentöse Einstellung helfen?

3
Neurodermitis durch Anti-Baby-Pille?
Können die Anti-Baby-Pillen oder allgemein Hormone der Auslöser einer Neurodermitis sein?

4
Kortison und Tacrolimus Salbe in der Stillzeit
Ich bitte um Ihre Meinung zur Verwendung der Protopic Salbe/Tacrolimus während der Schwangerschaft/Stillzeit, die von meiner Hautärztin als zulässig gewertet wurde, der Beipackzettel rät aber ab. Gibt es Alternativen in dieser Zeit, da ich auch Cortison z. Zt. nicht verwenden möchte. Meine kleine Tochter ist allerdings schon über 1 Jahr alt und das Stillen hat sich auf die Nacht reduziert.

5
Alternative zu Kortison in der Stillzeit
Ich leide besonders in den Wintermonaten im Gesicht, Halsbereich und an den Händen an Neurodermitis! Bisher habe ich sofort mit Kortisonsalbe behandelt und so das Ganze gut im Griff gehabt. In der Schwangerschaft hatte ich keine Probleme, jetzt allerdings in der Stillzeit sind die Sympthome wieder voll da, deshalb meine Frage, welche wirksame Alternative zu Kortison können Sie empfehlen?

6
Neurodermitis nach Absetzen der Pille
Ich habe im Januar 2004 die Pille abgesetzt und zu Nuvaring gewechselt. Vor drei Monaten dann zur Hormonspritze, dies jedoch nur, weil ab dem Zeitpunkt der Hormonabgabe durch den Ring in meinem Gesicht Flächen von Pusteln entstanden. Mein Facharzt gab mir jetzt eine Aknefug 1% Lösung. Nun ist das Jucken besser und auch die Pusteln auf der Stirn verschwinden damit. Es kommt immer nur schubweise in der 2 Periodenwoche. Nur im Gesicht! Ich vermute, dass es Neurodermitis ist. Kann Neurodermitis entstehen, wenn man 10 Jahre die Pille genommen hat und nun auf die Östrogene verzichtet?

7
Pimecrolimus Creme in der Schwangerschaft?
Ich leide seit meiner Kindheit an Neurodermitis. Seit einem Jahr werde ich mit Pimecrolimus erfolgreich behandelt. In den Behandlungspausen flammt die Neurodermitis im Gesicht, an Hals, Händen und Armen jedesmal schnell wieder mit Nässen, unerträglichem Juckreiz auf. Jetzt bin ich schwanger. Muss ich jetzt auf die Pimecrolimus-Creme verzichten? Wenn ja, kann ich Cortisoncreme während der Schwangerschaft benutzen oder wie kann ich die Neurodermitis während der Schwangerschaft in Schach halten?

8
Starker Juckreiz nach Ende der Schwangerschaft
Ich habe Neurodermitis seit dem 6. Monat und bin nun 33 Jahre alt. In meiner Schwangerschaft besserte sich die Haut und ich dachte schon, es ginge weg. Nun habe ich direkt nach dem Ende der Schwangerschaft einen Schub bekommen, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Seit fast 4 Monaten Juckreiz am ganzen Körper, ich könnte mir die Haut abziehen, so juckt das! Was ist das? Mittlerweile nutze ich Pimecrolimus Creme, wirkt aber auch nur kurzzeitig und dann kommt es sofort wieder. Können das denn die Hormone sein?

9
Verschlechterung oder Besserung der Neuodermitis durch Pille?
Verschlimmert die Einnahme der Pille die Neurodermitis? Ich habe gehört, dass es zwei Arten von Hormonen gibt, einmal Progesteron und dann Östrogen und Ö. macht die Haut trocken und P. soll sie fetten...stimmt das?

10
Lichttherapie, Kortison oder Pimecrolimus in der Stillzeit?
In der Schwangerschaft ist meine Neuodermitis wieder aufgeflammt. Jetzt in der Stillzeit hat sich das Problem noch verschärft. Da Cortison in der Stillzeit vielleicht nicht unbedingt das Mittel der Wahl ist und die neuen Produkte wie Protopic und Douglan auch nicht angewendet werden können, interessiere ich mich für Meersalz in Kombination mit Bestrahlung. Kann man die Balneo-Phototherapie auch zu Hause durchführen?

Hallo, eine Woche vor der Geburt unserer Tochter habe ich am ganzen Körper einen juckenden und quaddelmäßigen Ausschlag bekommen. Im Krankenhaus wurde zunächst auf ein Schwangerschaftsexanthem getippt. Ich bin jetzt bei einer Hautärztin gewesen und diese hat sich nur kurz meine Haut angeschaut und ohne weitere Tests Neurodermitis diagnostiziert und mir eine Hautsalbe gegen den Juckreiz verschrieben. Ich habe jetzt hier im Forum gelesen, dass es sich doch eher um eine Nesselsucht handeln könnte, da ich genau diese Sympome habe. Während der Schwangerschaft habe ich sehr viel Milch getrunken und Käse gegessen. Würden Sie mir zu einem Prick-Test raten?

Zunächst sollte bei Ihnen eine Diagnose gestellt werden. Dazu braucht der Hautarzt noch einige persönliche anamnestische Angaben. Es gibt Schwangerschaftsdermatosen, die im letzten Drittel der Schwangerschaft und auch noch kurz danach auftreten können. Die häufigste Form nennt sich Pruritic urticarial papules and plaques in pregnancy (PUPPP). Diese kann wie eine Nesselsucht aussehen, stark jucken und nimmt nach der Geburt auch wieder ab.

Ich kann Ihnen aus der Ferne, ohne Details über den zeitlichen Verlauf und ohne Sie gesehen zu haben, nicht sagen, ob diese Dermatose oder eine "normale" Nesselsucht (Urticaria) vorgelegen hat. Eine akute Nesselsucht vergeht nach einigen Stunden oder Tagen wieder, bei Fortbestehen über mindestens 6 Wochen, kann man von einer chronisch rezidivierenden Urticaria sprechen. Falls eine chronisch rezidivierende Urticaria vorliegt, sollte durch einen Hautarzt und Allergologen eine weiterführende Testung erfolgen. Ursachen einer Nesselsucht können sehr vielfältig sein.

Falls Ihr Hautarzt einen Verdacht auf eine Neurodermitis (Atopisches Ekzem) hat, wird er zunächst eine Behandlung einleiten, um Ihnen schnell zu helfen. Nach Nachlassen der Symptomatik wird er Sie wieder zur Testung auf verschiedene Allergien einbestellen. Diese Testungen beinhalten, je nach Beschwerden und klinischem Bild der Hautveränderungen, Pricktestungen, Epikutantestungen und evtl. spezielle Blutabnahmen. Im Rahmen einer Abklärung der Neurodermitis sind Pricktestungen auf Nahrungsmittel enthalten.

Dr. Martina Moderer

Seitdem ich (47 Jahre) durch die Wechseljahre ständigen hormonelle Schwankungen ausgesetzt bin, scheint sich der Zustand meiner Neurodermitis zunehmend zu verschlechtern. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Wechseljahren und Neurodermitis? Könnte eine hormonelle medikamentöse Einstellung helfen?

Ein wissenschaftlich erforschter und bestätigter Zusammenhang zwischen den Wechseljahren (= Klimakterium) und Neurodermitis ist bisher noch nicht beschrieben worden. Das soll aber nicht heißen, dass es den nicht gibt! Wenn Sie für sich das Gefühl haben, dass Ihre Neurodermitis in diesem besonderen Zeitabschnitt des Klimakteriums stärker ausgeprägt und "therapiewiderspenstiger" ist als in den Jahren zuvor, dann ist bei Ihnen ein Zusammenhang wahrscheinlich. Die Frage ist, ob Ihre Hautveränderungen direkt zusammenhängen mit den - wie Sie schreiben - ständigen hormonellen Schwankungen. Wenn das der Fall wäre, könnte eine Hormonbehandlung die für Ihren Körper unruhige Situation möglicherweise rasch stabilisieren und Ihrer Haut und Ihrem Immunsystem direkt helfen.

Aber man weiß auch, dass neben den klimakterischen Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen, Schwitzen, Schwindel, Blutdruckanstieg auch (seelische) Störungen wie Nervosität, Depressionen, Reizbarkeit, Unruhe, Angst auftreten können, die nicht nur hormonell zu erklären sind. Die Gesamtverfassung der Frau, die familiäre Situation, Lebensgeschichte und andere äußere Einflüsse sind mitbestimmend für das individuelle Erleben und Bewältigen der klimakterischen Übergangsperiode. Manche Frauen empfinden die Wechseljahre mehr oder weniger stark als Identitätskrise, Prestigeverlust und endgültigen Abschied vom Jugendalter.

Einfach gesagt könnte es also auch sein, dass Ihre Haut als Spiegel Ihrer Seele gerade viel zu verarbeiten hat und in "Aufruhr" ist. In dem Fall ist die Hormontherapie zwar die Grundlage der Behandlung, könnte aber gut ergänzt werden durch begleitende Gespräche z.B. mit dem Arzt Ihres Vertrauens und je nach Ihrer Vorliebe sportlichen, musikalischen oder anderen, die Seele (und Haut) wieder stabilisierenden Aktivitäten.

Dr. Philippa Golling

Können die Anti-Baby-Pillen oder allgemein Hormone der Auslöser einer Neurodermitis sein?

Ihre Frage, ob die Anti-Baby-Pille oder - allgemein - Hormone Auslöser einer Neurodermitis sein können, ist eine gute, aber gar nicht leicht zu beantwortende Frage. Zunächst einmal das, was man sicher weiß: Unter "Hormone" im Zusammenhang mit der Anti-Baby-Pille (="hormonale Kontrazeption") versteht man die weiblichen Geschlechtshormone Östrogene und Gestagene.

Östrogene: Neben ihren Hauptaufgaben an den Geschlechtsorganen wirken sie auch auf den Stoffwechsel, den Knochenbau, die Blutgerinnung u.a.

Gestagene: Hauptvertreter ist das Progesteron. Gestagene beeinflussen die weiblichen Geschlechtsorgane durch Zusammenwirken mit den Östrogenen; spezielle Funktionen werden ihnen bei der Einnistung des befruchteten Eies, der Erhaltung der Schwangerschaft und auf die Regelung der Körpertemperatur zugeschrieben.

Haben Östrogene und Gestagene einen Einfluss auf den Trockenheitszustand unserer Haut? Ja! Denn: Der natürliche Fettfilm der Haut wird u.a. durch das fettreiche Sekret "Talg" aufgebaut. Talg wird in den Talgdrüsen der Haut produziert. Das Ausmaß der Talgsekretion (also wie viel Talg aus den Drüsen entleert wird) unterliegt einer hormonellen Regulation: Östrogene hemmen die Talgsekretion, reduzieren also das Fett auf der Haut und machen die Haut damit trockener. Diese Nebenwirkung der Östrogene wird auch benutzt, um bei Mädchen oder Frauen nicht nur zu verhüten, sondern auch ihre Akne zu behandeln. Gestagene hingegen fördern die Talgproduktion! Zu den möglichen gestagenbedingten Nebenwirkungen gehören also Akne und eine fettige Haut. Bezogen auf die Anti-Baby-Pille könnte das bedeuten: Je nachdem wie die hormonelle Verhütungsmethode zusammengesetzt ist, d.h. wieviel Östrogen im Verhältnis zu Gestagen in der Pille ist, kann es je nach Frau und Hauttyp unterschiedliche Reaktionen der Haut geben.

In Ihrem Fall könnte es vielleicht sein, dass Sie generell eher eine trockene Haut haben, und dass es Ihrer Haut durch die zusätzliche Hautfett-hemmende Wirkung der eingenommenen Östrogene einfach zu trocken wurde. Mit der Hauttrockenheit kommt auch oft der Juckreiz und die Hautentzündung (= Dermatitis oder Hautekzem). Das muss dann aber nicht gleich eine Neurodermitis sein!

Vielleicht - und das ist jetzt Spekulation - gibt es Frauen, die die ererbte Anlage zur Neurodermitis in sich tragen, verschiedene Symptome der Neurodermitis wie Nahrungsmittelallergien, trockene Haut, Wollunverträglichkeit, etc. auch schon zeigen, aber noch keine entzündetete, juckende Haut haben. Nehmen solche Frauen dann die Pille, verändern sie ihren gesamten Hormonhaushalt und lösen damit aus, dass ihre schon immer eher trockene Haut noch trockener wird und sich das Vollbild der Neurodermitis entwickelt. Vielleicht sind die Hormone auch Auslöser einer Neurodermitis auf ganz anderem Weg, einem Weg, den wir noch nicht kennen oder uns nicht klar machen.

Dr. Philippa Golling

Ich bitte um Ihre Meinung zur Verwendung der Protopic Salbe/Tacrolimus während der Schwangerschaft/Stillzeit, die von meiner Hautärztin als zulässig gewertet wurde, der Beipackzettel rät aber ab. Gibt es Alternativen in dieser Zeit, da ich auch Cortison z. Zt. nicht verwenden möchte. Meine kleine Tochter ist allerdings schon über 1 Jahr alt und das Stillen hat sich auf die Nacht reduziert.

Die Anwendung von cortisonhaltigen Cremes (z.B. Prednicarbat) ist in der Stillzeit auch möglich (Auszug aus der Roten Liste 2004: "Bei umfangreicher Anwendung am Menschen hat sich kein Verdacht auf eine embryotoxische/teratogene Wirkung ergeben. Der Tierversuch erbrachte jedoch Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen. Diese scheinen für den Menschen ohne Bedeutung zu sein").

Bei der Protopic Salbe wird in der Stillzeit geschrieben: "Substanz geht in die Milch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekanntgeworden." Somit können Sie bei zwischenzeitlicher äußerlicher Behandlung relativ sicher sein, dass Ihre Tochter keinen Schaden davon trägt. Eine Garantie kann Ihnen jedoch keiner geben.

Dr. Martina Moderer

Ich leide besonders in den Wintermonaten im Gesicht, Halsbereich und an den Händen an Neurodermitis! Bisher habe ich sofort mit Kortisonsalbe behandelt und so das Ganze gut im Griff gehabt. In der Schwangerschaft hatte ich keine Probleme, jetzt allerdings in der Stillzeit sind die Sympthome wieder voll da, deshalb meine Frage, welche wirksame Alternative zu Kortison können Sie empfehlen?

Grundsätzlich wird eine Neurodermitis (atopisches Ekzem) im akuten Schub mit zunächst antientzündlichen Cremes behandlet. Diese beinhalten meist Kortison, alternativ sind die Calcineurininhibitoren Pimecrolimus (z.B. Douglan Creme) und Tacrolimus (Protopic Salbe) für das atopische Ekzem zugelassen. In der Stillzeit unterliegen jedoch die Cremes, die Kortison enthalten, einer strengen Indikationsstellung. Sie sind jedoch trotzdem am ehesten geeignet, da mit Kortisoncremes die meisten Erfahrungen vorliegen. Bei Pimecrolimus und Tacrolimus verweise ich auf die Hinweise in der Roten Liste für Arzneimittel:

Pimecrolimus: Strenge Indikations-Stellung. Es ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Milch übergeht. Tierexperimentelle Studien und Untersuchungen bei stillenden Frauen liegen nicht vor. Wegen der minimalen Resorptionsrate von Pimecrolimus nach topischer Anwendung von Douglan wird das Risiko beim Menschen als gering angesehen. Im Falle einer Anwendung bei stillenden Müttern darf die Creme nicht auf die Brust aufgetragen werden, um eine versehentliche orale Aufnahme durch den Säugling zu vermeiden.

Tacrolimus: Strenge Indikations-Stellung, Substanz geht in die Milch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekanntgeworden.

Mit der Behandlung der Hautveränderungen sollte nicht zu lange gewartet werden, da eine frühe Therapie eine schnellere Abheilung herbeiführt. Zwischen den Schüben ist eine Hautpflege z.B. mit harnstoffhaltigen Externa zu empfehlen. Auch das Tragen von Handschuhen mit Baumwollfütterung bei der Hausarbeit bei Handekzemen ist sicherlich sinnvoll.

Dr. Martina Moderer

Ich habe im Januar 2004 die Pille abgesetzt und zu Nuvaring gewechselt. Vor drei Monaten dann zur Hormonspritze, dies jedoch nur, weil ab dem Zeitpunkt der Hormonabgabe durch den Ring in meinem Gesicht Flächen von Pusteln entstanden. Mein Facharzt gab mir jetzt eine Aknefug 1% Lösung. Nun ist das Jucken besser und auch die Pusteln auf der Stirn verschwinden damit. Es kommt immer nur schubweise in der 2 Periodenwoche. Nur im Gesicht! Ich vermute, dass es Neurodermitis ist. Kann Neurodermitis entstehen, wenn man 10 Jahre die Pille genommen hat und nun auf die Östrogene verzichtet?

Zunächst einmal allgemein zur Frage, ob Neurodermitis (ND) entstehen kann, wenn man 10 Jahre die Pille genommen hat und dann absetzt: Ja, vorstellbar ist es prinzipiell schon, denn der Stoffwechsel macht zu dem Zeitpunkt große Veränderungen durch und ist "erschüttert". Wenn die Anlage zur Neurodermitis in einem steckt, könnte diese Erschütterung möglicherweise der Auslöser sein, der "das Fass zum Überlaufen bringt". Wahrscheinlicher ist es aber, dass man neurodermitische Hautprobleme schon vor Beginn der Einnahme der Pille hat (meist bereits im Kindesalter) oder - wie manche Frauen berichten - kurz nach dem Beginn der hormonellen Verhütung bekommt.

Aber Ihre Frage lautete anders: "Kann ND entstehen, wenn man zehn Jahre die Pille genommen hat und nun auf die Östrogene verzichtet?" Dazu erst einmal allgemein geantwortet: Östrogene und Gestagene können einen Einfluss auf den Trockenheitszustand unserer Haut und damit vermutlich auch auf die "Neurodermitis-Anfälligkeit" der Haut haben. Denn: Der natürliche Fettfilm der Haut wird u.a. durch das fettreiche Sekret "Talg" aufgebaut. Talg wird in den Talgdrüsen der Haut produziert. Das Ausmaß der Talgsekretion (also wieviel Talg aus den Drüsen entleert wird) unterliegt einer hormonellen Regulation: Gestagene (Hauptvertreter ist das Progesteron) fördern die Talgproduktion! Zu den möglichen gestagenbedingten Nebenwirkungen gehören also Akne und eine fettige Haut. Östrogene hemmen die Talgsekretion, reduzieren also das Fett auf der Haut und machen die Haut damit trockener. Diese Nebenwirkung der Östrogene wird auch benutzt, um bei Mädchen oder Frauen nicht nur zu verhüten, sondern auch ihre Akne zu behandeln.

Folglich: Wechselt eine Frau zu einer hormonellen Verhütungsmethode, bei der weniger oder gar keine Östrogene an den Körper abgegeben werden, dann könnte es sein, dass ihre Haut fettiger wird und sie vielleicht sogar Akneprobleme bekommt, aber eher nicht Neurodermitis! Ist das vielleicht bei Ihnen der Fall?

Bezieht sich die Frage auf Ihre Hautveränderungen im Gesicht? Wenn ich Ihre Zeilen richtig verstanden habe, dann war es bei Ihnen doch so, dass Sie vor zehn Monaten von der Pille zum Verhütungsring (NuvaRing TM) gewechselt haben. "Ab dem Zeitpunkt der Hormonabgabe durch den Ring (entstanden) in meinem Gesicht Flächen von Pusteln", schrieben Sie. Dieser Ring setzt täglich 15 Mikrogramm Östrogen (Ethinylestradiol) und 120 Mikrogramm Progesteron (Etonogestrel) frei - bei typischen Pillen liegt die tägliche Dosis etwa doppelt so hoch. Und wenn ab Ihrem Wechsel zum NuvaRing effektiv weniger Östrogene in Ihren Körper aufgenommen wurden, dann könnte es sein - wie schon geschrieben -, dass Ihre Haut dadurch eher fettiger geworden ist und zu Akne neigt.

Sie schreiben, dass es sich bei den neuen Hautveränderungen um Flächen von Pusteln in Ihrem Gesicht handele, die unter Aknefug 1% (Inhaltstoff: Salicylsäure) weniger jucken und im Bereich der Stirn sogar verschwinden. Aknefug ist, wie der Name schon andeutet, ein Mittel gegen Akne. Wenn Sie Zweifel haben, um was für Hautveränderungen es sich bei ihnen handelt, dann könnten Sie doch zu einem Hautfacharzt gehen und mit Ihm (oder Ihr) besprechen, ob Sie therapeutisch noch mehr/anderes tun sollten und gegebenenfalls auch, wie Sie es in Zukunft mit der hormonellen Verhütung handhaben könnten, um Ihre Haut wieder zu beruhigen.

Dr. Philippa Golling

Ich leide seit meiner Kindheit an Neurodermitis. Seit einem Jahr werde ich mit Pimecrolimus erfolgreich behandelt. In den Behandlungspausen flammt die Neurodermitis im Gesicht, an Hals, Händen und Armen jedesmal schnell wieder mit Nässen, unerträglichem Juckreiz auf. Jetzt bin ich schwanger. Muss ich jetzt auf die Pimecrolimus-Creme verzichten? Wenn ja, kann ich Cortisoncreme während der Schwangerschaft benutzen oder wie kann ich die Neurodermitis während der Schwangerschaft in Schach halten?

Wenn eine Neurodermitis jedes mal nach einer erfolgreichen Behandlung wieder aufflammt, kann das durch einen fortbestehenden Triggerfaktor bedingt sein. Wir Hautärzte versuchen mit verschiedenen Allergietestungen, die für jeden einzelnen Patienten unterschiedlichen Triggerfaktoren herauszufinden - das aber mit wechselndem Erfolg. Ich würde also zu einer Allergietestung raten, sofern diese noch nicht erfolgt ist. Hauttests führt man allerdings während einer Schwangerschaft grundsätzlich nicht durch, so dass ein Bluttest sinnvoll wäre.

Weil Pimecrolimus ein noch vergleichsweise junges Medikament ist, haben wir keine so langen Erfahrungen wie mit älteren Medikamenten - beispielsweise Penicillin oder Kortison - bei denen sogar die Beipackzettel sagen, dass sie sicher sind. Aus diesem Grund sind die Medikamente Douglan, Eidel (Pimecrolimus) und Protopic (Tacrolimus) arzneimittelrechtlich "wegen mangelnder Erfahrung" in der Schwangerschaft nicht zugelassen. Das ist eine generelle Sicherheitsvorkehrung des europäischen Arzneimittelrechts, und das ist auch gut so.

Andererseits gibt es auch keinen Anhalt für eine Schädigung oder Gefährdung ungeborener Kinder durch Pimecrolimus Creme oder Tacrolimus Salbe. Es gibt sogar eine wissenschaftliche Arbeit aus Pittsburgh, USA, in der 27 Schwangerschaften organtransplantierter Patientinnen unter Tacrolimus-Kapseln nachbeobachtet wurden, und kein Anhalt für Fruchtschädigungen bestand.

Bei Schwangerschaften gilt für Medikamente eine Art Beweislastumkehr - es reicht nicht zu wissen, dass derzeit kein Anhalt für eine Fruchtschädigung besteht. Vielmehr will man positiv wissen, dass das neue Medikament garantiert keine Probleme macht und das kann man eigentlich erst nach vielen Jahren sicher sagen. In so vielen Jahren sind dann nämlich - trotz fehlender Zulassung - genügend Schwangere "zufällig" oder "unbekannterweise" behandelt worden, ohne dass etwas passiert wäre. Wenn ein Arzt Ihnen Pimecrolimus verschreibt und ihm bekannt ist, dass Sie schwanger sind, ist er automatisch persönlich mit verantwortlich, weil er ja nicht die fehlende Zulassung bei Schwangeren beachtet hat. Sie sehen - keiner will verantwortlich sein wenn er nicht muss und deshalb ist man bei jeder Schwangeren lieber auf der sicheren Seite. Im Endeffekt heißt das, man verwendet lieber ältere und lange bekannte Medikamente - auch wenn diese bekanntermaßen mehr "Nebenwirkungen" haben. Mit den "Kortisoncremes" stehen für die Schwangerschaft sichere und zugelassene Medikamente zur Verfügung.

Der Abbruch einer Schwangerschaft wegen einer unwissentlich durchgeführten Pimecrolimus-Behandlung ist jedenfalls nicht notwendig. Fazit: Nach momentanem Kenntnisstand ist Pimecrolimus und Schwangerschaft medizinisch kein Problem, wohl aber juristisch.

PD. Dr. Andreas Wollenberg

Ich habe Neurodermitis seit dem 6. Monat und bin nun 33 Jahre alt. In meiner Schwangerschaft besserte sich die Haut und ich dachte schon, es ginge weg. Nun habe ich direkt nach dem Ende der Schwangerschaft einen Schub bekommen, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Seit fast 4 Monaten Juckreiz am ganzen Körper, ich könnte mir die Haut abziehen, so juckt das! Was ist das? Mittlerweile nutze ich Pimecrolimus Creme, wirkt aber auch nur kurzzeitig und dann kommt es sofort wieder. Können das denn die Hormone sein?

Ist der Juckreiz - unter dem Sie zur Zeit verständlicherweise sehr leiden - überhaupt Teil eines Neurodermitis-Schubs? Haben Sie, abgesehen von Händen, Hals und Gesicht, sichtbare Hautveränderungen im Sinne eines Ekzems, also einer Derm(at)itis (= Hautentzündung)? Hat sich ein Hautfacharzt Ihres Vertrauens jetzt, nach der Geburt (übrigens: Herzlichen Glückwunsch!) die Zeit genommen, Sie von Kopf bis Fuß zu untersuchen und dann die Diagnose "Neurodermitis" gestellt? Wer hat Ihnen das Elidel verschrieben und warum? Wenn es nur kurzzeitig wirkt, mit anschließendem erneuten und noch stärkeren Juckreiz, ist Pimecrolimus Creme für Sie zur Zeit unter den Umständen vielleicht nicht das Richtige.

Also: ich habe mir verschiedene Punkte zu Ihrer Situation überlegt (das bezieht sich jetzt vor allem auf die Situation, dass Sie keine besonderen Hautveränderungen am Körper haben, sondern primär nur unter Juckreiz (der Hautarzt redet dann von "Juckreiz sine materie") leiden:

1. Ganz banal: die Haut vieler Wöchnerinnen und Stillenden ist insgesamt viel zu trocken. Trinken, trinken und trinken und täglich mehrmals cremen mit harnstoffhaltigen oder anderen feuchtigkeitspendenden Körpercremes/-lotionen plus Öl-/Meersalzbäder ein- bis zweimal die Woche kann ich aus meiner eigenen Erfahrung empfehlen. Das mal als Grundlage, ist so oder so gut.

2. Schulmedizinisch gesehen sollte der Juckreiz einmal vom Hausarzt oder Internisten gründlich diagnostisch abgeklärt werden, um ganz sicher zu gehen, dass er nicht von Leber/Galle oder einem anderen Organsystem herrührt. Das sind vor allem, denke ich, Blutuntersuchungen und vielleicht ein Ultraschall des Bauches…

3. Ganzheitlich gesehen: Wenn organisch alles in Ordnung ist (also Punkt 2) und die Hautpflege von Punkt 1 alleine nicht ausreicht, dann könnte es sein, dass Sie - wie manch andere Frauen auch - nach Schwangerschaft und Geburt solch eine "Energieleere" haben / k.o. sind und in dem Zusammenhang einen generalisierten Juckreiz entwickeln, dass Sie am liebsten "aus Ihrer eigenen Haut fahren" würden. Sie schrieben: "ich könnte mir die Haut abziehen". Verschiedene Therapieansätze können in so einer Situation helfen, gute Erfahrungen haben wir mit der Akupunktur gemacht. Vielleicht wäre das etwas für Sie? Aber: erst bitte Punkt eins und zwei beherzigen! Viel Glück Ihnen und viel Freude mit Ihrem Kind!

Dr. Philippa Golling

Verschlimmert die Einnahme der Pille die Neurodermitis? Ich habe gehört, dass es zwei Arten von Hormonen gibt, einmal Progesteron und dann Östrogen und Ö. macht die Haut trocken und P. soll sie fetten...stimmt das?

Es gibt mehrere Berichte, dass sich eine Neurodermitis zyklusabhängig kurz vor der Monatsblutung verschlechtert hätte. Eine plausible Hypothese, die diese Beobachtung befriedigend erklären würde, gibt es aber nicht. Einen Zusammenhang zwischen einer Verschlimmerung der Neurodermitis und Einnahme der Pille ist nicht bekannt, andererseits schützt die Pille auch nicht vor einer Verschlimmerung. Prinzipiell senken Östrogene die Talgproduktion und erhöhen die Wasserbindungskapazität der Hornschicht, das kurz vor der Monatsblutung besonders hohe Progesteron erhöht die Talgproduktion. Man gibt aber kein Progesteron, nur um die Haut fettiger zu machen.

PD Dr. A. Wollenberg

In der Schwangerschaft ist meine Neuodermitis wieder aufgeflammt. Jetzt in der Stillzeit hat sich das Problem noch verschärft. Da Cortison in der Stillzeit vielleicht nicht unbedingt das Mittel der Wahl ist und die neuen Produkte wie Protopic und Douglan auch nicht angewendet werden können, interessiere ich mich für Meersalz in Kombination mit Bestrahlung. Kann man die Balneo-Phototherapie auch zu Hause durchführen?

Eine Veränderung im Schweregrad einer vorbestehenden Neurodermitis sehen wir in der Schwangerschaft häufiger einmal. Die Behandlung mit einer Kortisoncreme ist in der Stillzeit vollkommen harmlos – da brauchen Sie keine Sorgen wegen Ihres Kindes zu haben. Auch haben wir keinen Anhalt dafür, daß eine Behandlung mit den Präparaten Douglan oder Protopic während der Stillzeit irgendwie gefährlich für den Säugling wäre – diese Abschnitte im Beipackzettel stehen aus arzneimittelrechtlichen Gründen darin, da man bei neuen Präparaten grundsätzlich „wegen mangelnder Erfahrung in Schwangerschaft und Stillzeit“ zurückhaltend ist.

Eine UV-Lichtbestrahlung in kleinen Mengen und ohne Sonnenbrand ist wahrscheinlich auch harmlos, wobei wir eine ärztlich gesteuerte und überwachte Lichttherapie empfehlen. Weil wir eine Selbst/Heimbehandlung mit Licht und Salzbädern grundsätzlich nicht empfehlen, kann ich auch keine spezielle Empfehlung dafür aussprechen.

Die ‚klassische’ Behandlung ist wahrscheinlich für Sie am besten.

Priv. Doz. Dr. A. Wollenberg

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